Die heutige Tür quietscht ein bisschen, denn sie wird mittlerweile meist nur noch einmal im Jahr aufgemacht: die Tür zum Plattenschrank meiner Eltern. Und hier kommen sie dann auch, die ultimativen Rosa-Weihnachtscharts. Die Top Ten:
10. Mary's Boy Child von Boney M. (ich kenne kein anderes Lied, bei dem sich die Gesichtsfarbe meines Mannes so schnell in fahl-grün verwandelt. Der Anblick ist das Festhalten der Repeat-Taste wert.)
9. Maria durch den Dornbusch ging (nur die Version gesungen von Elke im Kinderchor. Vor allem deshalb, weil wir anderen nicht mehr als "Kyrie eleison" singen mussten.)
8. Mistress for Christmas von AC/DC (um den Zuckerguss zwischendurch mal wieder aus den Ohren zu spülen.)
7. Jingle Bells /Schlittenfahrt von Wencke Myhre (muss ich nicht hören, habe ich direkt im Ohr. Und sehe auch noch gleich, wie ich dazu mit dem Stopfpilz meiner Mutter durch die Wohnung gehüpft und getanzt bin. Ein unerwartetes Show-Talent!)
6. The Power of Love von Frankie goes to Hollywood. (Hmmmmmmmmmm)
5. Eine Muh, eine Mäh, eine Täterätätä (Schon allein wegen der genialen Textzeile im Refrain: eine Hopp, hopp-hopp-hopp, eine Dideldadeldum, eine Wau-wau-wau, Ratta-Tschingderattabum.)
4. Oh, du fröhliche (In der Version, die zumindest in meiner Jugend am 24. Dezember morgens um 0.00 Uhr im Engelchen in der Düsseldorfer Altstadt gesungen wurde. Nur echt mit Wunderkerze.)
3. Weihnachtsmann vom Dach von den Toten Hosen (Heimat, Jugend, die gute alte Zeit.)
2. Winterwunderland von Peter Alexander (Okay, ich schäme mich ein bisschen. Darf vielleicht auch jemand anders singen. Aber habe ich halt in der Kindheit rauf und runter gehört. Wenn die Melodie einsetzt, geht es bei mir heute noch klick und - "Schnee und Eis hört man knistern
Weil wir leis nur noch flüstern...". Daher stammt übrigens auch mein Wunsch nach einem Kamin und einem Reh.)
1. Little Drummerboy (Beim "pa-ra-pa-pam-pam" wirds mir immer ganz heimelig ums Herz.)
RosasWelt - 8. Dez, 09:05
Das tolle am Weihnachtsgeschenke besorgen ist ja, dass man in Läden kommt, die man sonst nie betreten würde. Zum Beispiel einen Fan Shop für FC Fans. Also, Tür auf, klingelingeling, und schon bin ich drin, im überschaulichen roten Geißbock-Paradies am Andreaskloster in Köln.
Gut, ich bin nicht wirklich überrrascht, was es alles zu erkunden gibt, ich bin da schon abgehärtet und die Farbe rot kommt bei dem anderen Verein, der sich hin und wieder in die gemeinsame Wohnung drängt, ja auch vor. Aber mal ganz unter uns - ein Dackel hätte mein Herz ja noch erobern können, der lebende Beweis dafür hat den Beinamen Rakete und wuselt eben so schnell wie er kurz ist durch die Wohnung meiner Eltern. Aber ein Verein, der einen langweiligen Teddy als Maskottchen hat, den er auch noch super-originell Berni tauft - bitte, wie soll so ein Verein gegen einen Geißbock ankommen.
Also, wo war ich, ach ja, im heiligen Stall für FC Fans. Und während die Bedienung mit dem zu verschenkenden Geschenk beschäftigt war, konnte ich in Ruhe stöbern. Die Lukas Podolski-Kappe ist jetzt im Sonderangebot, was ein Wunder. An die Rut und Wiess-Schals mag ich mich einfach nicht gewöhnen, für mich ist und bleibt das einfach eine Pommes-Bestellung. Zu lange im Pott gearbeitet, auch wenn man es da anders ausspricht. Aber ich habe meinen absoluten Liebling unter den Verkaufsschlagern entdeckt: den Wende-Hennes. Erst Plüsch-Geißbock, dann mit einer Handbewegung Fußball. Aufm Platz könnte das doch vielleicht auch ein Mittel ....
Aber den wirklichen Knaller habe ich erst entdeckt, als ich das Geschenk schon bezahlt hatte und den Laden gerade verlassen wollte. Mein T-Shirt. Das kann nur für mich gemacht sein. Es ist grün, das sagt ja schon viel. Und von weitem sichtbar steht in großen Lettern mein Zweitname drauf: BOCKIG. Ich bin ganz schnell raus und hab die Tür zugemacht.
RosasWelt - 7. Dez, 09:31
Spätdienst zu haben, kann eine ganz tolle Sache sein. Man ist wach, wenn alle anderen schlafen. Man sieht Dinge, die alle anderen nicht sehen. Und so begab es sich in der vergangenen Nacht, dass ich allein in den Straßen Bonns unterwegs war. Und zumindest hinter einer Tür habe ich eine Entdeckung gemacht, die bahnbrechend ist. Die Geschichte muss quasi neu geschrieben werden. Und eine Namensänderung beantragt werden.
Denn eigentlich war der heilige Nikolaus von Myra ganz eindeutig ein Mann. Und eine der Legenden sagt, dass der drei Jungfrauen rettete. Deren verarmter Vater beabsichtigte nämlich, seine Töchter, die er mangels Mitgift nicht standesgemäß verheiraten kann, zur Prostitution zu schicken. Nikolaus, noch nicht Bischof und gerade durch Erbe mit einem größeren Vermögen ausgestattet, erfährt von der Notlage und wirft in drei aufeinanderfolgenden Nächten je einen großen Goldklumpen durch das Fenster des Zimmers mit den drei Jungfrauen. In der dritten Nacht gelingt es dem Vater, ihn zu entdecken, ihn nach seinem Namen zu fragen und ihm herzlich zu danken (
dank an Wikipedia). Und daher soll der Brauch des Schuh-Füllens stammen.
Heute jedoch - und glaubt es mir, ich habe es gesehen und man konnte es wahrscheinlich in jedem Haus irgendwo beobachten, wenn man lange genug auf war - ist der Nikolaus eine Frau, also eine Nikola. Was im Zeichen der Gleichberechtigung ja auch nur irgendwie logisch ist. Das erklärt vielleicht auch, warum erwachsene Männer immer noch eher etwas in ihren Schuhen finden als Frauen.
Ach übrigens, hinter welcher Tür ich diese Entdeckung gemacht habe, bleibt ein Geheimnis. Ich habe sie wieder gut verschlossen.
RosasWelt - 6. Dez, 09:10
Okay, es ist das fünfte Türchen. Da strengen wir uns mal richtig an. Und öffnen gemeinsam fünf Türchen. Alle schön ordentlich übereinander angeordnet. Und man kann sie nicht wirklich öffnen, nein eigentlich muss man sie kippen. Obwohl, das ist irgendwie nicht wahr - man oder Mann verirrt sich so gut wie nie an diese Türchen. Denn der Schuhschrank samt Türen gehört allein mir.
Lange habe ich es nicht wahr haben wollen. Ja, meine Mutter hatte einen Schuhtick. Und als Kind habe ich es geliebt auf ihren Pumps mit Schnällchen oder Glitzersteinen oder ganz hohen Absätzen oder mittelhohen Absätzen herumzulaufen. Als ich größer wurde, hatte ich plötzlich die gleiche Schuhgröße und dachte mir, so viele Schuhe - da brauche ich keinen eigenen Schuhtick.
Aber, was soll ich sagen, es liegt einfach in den Genen. Laut Deutscher Presseagentur haben Frauen einen Schuhtick, die mehr als 25 Paar Schuhe haben. Und das sind angeblich 45 Prozent der weiblichen Bevölkerung. Aber 25... ich habe doch keine 25 Paar Schuhe. Aber im Winter braucht man nun mal Stiefel für auf Röcke und Stiefeletten für auf Hosen. Zum Wandern sind die Pumps irgendwie nicht geeignet und unter das Brautkleid passten die braunen Sneakers nun wirklich nicht. Also jede Zeit braucht ihren Schuh. Und jede Frau halt mehrere Paare. Bin ich schon bei 25?
Ein Trost: Es gibt Schlimmere. Ich meine, hätte ich das Geld von Imelda Marcos, hätte ich vielleicht auch 3000 Paar Schuhe. Und dann würde ich auch sagen, ja ich habe einen Schuhtick.
Aber so halte ich es einfach mit Schauspielerin Bette Middler, die soll gesagt haben: "Gib einem Mädchen die richtigen Schuhe und sie wird die Welt erobern."
RosasWelt - 5. Dez, 09:15
Man kann sie nicht aufdrücken, nein man muss ziehen. Drücken wäre aber auch zu viel verlangt. Wo soll sie sich denn hinverdrücken? Dafür ist auf den 1 Meter X 2,5 Meter definitiv kein Platz. Aber andererseits ist hinter dieser Tür, die eigentlich keine richtige Tür, sondern eher ein zusammengestückeltes Rechteck einzelner Bretter ist, ungeahnt viel Platz. So viel, dass sich Forscher eigentlich mit dieser Tür und dem, was sich dahinter versteckt, intensiv beschäftigen sollten. Dafür muss man gar nicht im All suchen. Ich bin mir sicher, hinter meiner Kellertür befindet sich ein Schwarzes Loch.
Physik war nie meine Stärke, aber mein Referat über Weiße Zwerge und Schwarze Löcher fand ich nicht nur vom Titel her spannend. "Wenn ein Körper von Materie umgeben ist, so übt er eine Anziehungskraft auf diese aus" - ist zum Beispiel etwas, dass ich damals nachgelesen habe. Und irgendwie auch ganz logisch fand. Und eben genau so ist das auch in meinem Keller. In dieses kleine Eckchen geht enorm viel rein - Weihnachtsdeko, Studienunterlagen, Bewerbungsmaterialien, Balkonmöbel, alte Aktenordner, nicht gebrauchte Elektrogeräte, leere Umzugskartons, Kabelreste, Dinge, von denen sich Männer einfach nicht trennen können. Und dann sind die einzelnen Körper von jeweils soviel Materie umgeben, dass sie sie extrem anziehen. Und verschlucken.
Das ist für mich die einzige Erklärung, warum ich außer meinem Fahrrad und zwei Balkonstühlen einfach nichts, aber auch wirklich gar nichts, in diesem Mini-Raum wiederfinde. Aber zu meiner eigenen Sicherheit - wer von den beiden ist jetzt das schwarze Loch?
RosasWelt - 4. Dez, 09:16
Das ist doch ein Adventskalender, der ganz speziell für mich gemacht worden sein muss...

RosasWelt - 3. Dez, 09:27
Das ist ja irgendwie ungerecht. Die Tür war schon auf. Aber immerhin, ich muss noch durch zwei dicke Plastikvorhänge durch, die die Kälte abhalten sollen. Das fühlt sich so ähnlich eklig an wie die im Schwimmbad, wenn man durch den kleinen Tunnel von drinnen nach draußen schwimmt. Aber heute habe ich mehr an. Sogar mehr als einen Lendenschurz, und dass obwohl ich in eine Art Paradies eintrete. Zumindest ist es ein Paradies, wenn man sieben Jahre oder so alt ist. Oder wenn man 33 ist, keine kleinen Kinder hat, und sich wie sieben fühlt. Nur größer. Das hat den Vorteil, dass ich auch in die oberen Regale gucken kann, an die ich mit sieben nie ran kam. Ich bin beim Puppenkönig.
Seit 130 Jahren werden hier Spielwaren feilgeboten und vor meinem inneren Auge rauscht gerade eine Mama im Biedermeierkleid vorbei, schön voluminös mit vielen Rüschen über den Hüften, und sucht nach einer porzellanenen Puppe für ihren Trotzkopf. In Wirklichkeit steht neben mir eine Mutter mit Jeans und Parka und lässt sich alle Spieluhren zeigen. "Es ist für einen kleinen Jungen, aber er mag alles was mit Tanz zu tun hat." Also, bleiben wir bei der Geschlechtertrennung. Die Spieldose mit der Ballerina will sie sich gar nicht erst zeigen lassen, aber ein kleiner, sich drehender Prinz oder Regenbogenfisch scheint auch jungentauglich. Ich bin schon wieder kurz davor mir, einfach aus Trotz nach einem Chemiebaukasten für meine Nichte zu fragen. Und Väter, ach die sieht man im Laden eigentlich nicht. Die stehen vor einem der elf Schaufenster und bestaunen - kleine Kinder eben - mit großen Augen die Lokomotive, die durch eine Berglandschaft juckelt.
Aber ich habe einen Auftrag. Tante 00-Ahnung ist im Auftrag ihrer jüngsten Nichte hier, die weiß es allerdings nicht. Und ich wusste vorher nicht, auf was ich mich bei der Geschenkauswahl eingelassen habe. Auf drei Etagen locken hier Ideen und ich kann mich kaum satt sehen. Playmobilritter reiten durch die eine Ecke, der Hase Felix packt gerade seinen Koffer (das gefällt mir), Piratenkostüme scheinen in diesem Karneval der große Hit zu werden, irgendein Kapitän angelt gerade mit seinem Schwert nach mir. Ach nein, ich bin nur mit dem Mantel hängen geblieben (und ich dachte schon Johnny Depp..., naja). Und dann komme ich in die Abteilung, die ich gesucht habe. Und will wieder laufen gehen.
Nicht, dass ich irgendwas gegen Rosa habe. Der Name ist frei gewählt. Aber die Farbe... Hier braucht man keine ebensolche Brille, hier wäre frau froh, sie würde irgendeinen andersfarbigen Lichtblick erhaschen. Aber es kommt noch schlimmer. Ich dachte jahrelang, Barbies wären furchtbar. Das kann nur jemand sagen, der Prinzessin Lillifee nicht kennt. Ein komplettes Kinderzimmer haben sie nachgebaut. Rosa Kleidchen, rosa Stifte, rosa Bettchen, rosa Schultornister, rosa Teppich, rosa....ich kann nicht mehr. Leicht geknickt und desillusioniert verlasse ich mit einem rosa-Röschen-Hula-Hoop-Reifen das Paradies. Den Weg zur Bahn nehme ich durch das Bonner Loch. Die Plastiktüren fallen hinter mir zu, jetzt brauche ich einfach ein bisschen reellen, harten Alltag.
RosasWelt - 2. Dez, 09:52
Der 1. Dezember, das erste Türchen. Noch habe ich Hoffnung. Heute gibt es Schokoloade, oder? Und wo sucht man danach, klar im Vorratsschrank. Also ganz langsam den silbernen Schlüssel des Wandschrankes in der Küche drehen - und schnell wieder weggucken! Nein, nein, so geht das nicht, die Blicke müssen schon gelenkt werden. Ein bisschen Intimsspähre sei dem Schrank gegönnt, denn ganz ehrlich - das untere Drittel sieht fürchterlich aus. Mein Vorratsschrank ist ein kleiner Chaot, das hat er von der Besitzerin. Aber oben, ja da könnte was Leckeres versteckt sein. Eine halbe Tüte Linsen versucht sich ins Blickfeld zu schieben, sie droht sich theatralisch vom Regal zu stürzen, wenn ich sie nicht bald verkoche. Oh nein, nicht auch noch überall Linsen zwischen dem Gekrose unten. Dann lieber Linsensuppe. Später, ich suche doch was Süßes.
Ich steh' aber schon viel länger hier, schreit das Zwieback. Oje, schlechte Erinnerung an Weihnachten/Silvester 2005. Nein, dich möchte ich jetzt wirklich nicht essen, noch geht es mir gut. Die scharfe Flasche Chilisauce schlängelt sich mit ihren Kurven elegant nach vorne. Versuchs mit mir, Kleines. Billige Anmache, auf sowas steht eher mein Mann. Mich mag niemand, sagt der Kaba-Ersatz mit Vanillegeschmack. Da könntest du Recht haben, ich weiß nicht einmal, wie du in diesen Schrank gekommen bist, antworte ich. Wir sind neu hier, kann uns mal jemand sagen, worum es geht, haken die Spaghetti nach. Ach ihr, ihr bleibt doch eh nie lange hier, seufzen Sojasprossen und Maisdose gemeinsam.
Aber da, das Tütchen sieht nach Rettung aus. Keine Schokolade, aber GUMMIBÄRCHEN. Aus dem Bärenland, lecker. Und sie ist schon offen, merkt also niemand, wenn ich ein bisschen nasche. Der Schrank hält normalerweise dicht. Aber, aaaahhh - iiiiiih - uuuaahhh. Die Gier wird bestraft. Ich erinnere mich. Ich hatte die Tüte gekauft, als Geschenk für einen mir nahestehenden Menschen. Rache ist gar nicht süß, nein, Rache ist sauscharf. Red-Hot-Chilipepper-Gummibonbons scharf. Ich kriege keine Luft mehr. Und der Vorratsschrank schließt sich, bevor ich wütend die Tür knallen kann. Das war schließlich erst die Erste.
RosasWelt - 1. Dez, 09:15