Advent, Adent. Der Himmel ist blau, das Thermometer zeigt 17 Grad. Mein Benjamini erlebt auf dem Balkon gerade seinen zweiten Frühling. Die Pullover in meinem Schrank schmollen und würden sich mittlerweile wahrscheinlich sogar über den Besuch einer Motte freuen, Hauptsache irgendwer schenkt ihnen mal ein bisshen Aufmerksamkeit. Und als ich gestern Abend nach Hause kam, zwitscherten sich in den nun doch fast kahlen Bäumen ein paar Vögel einen. Nix da Schneeglöckchen, weiß Röckchen. Wie soll frau da weihnachtliche Gefühle aufbauen können?
Ganz einfach, sie macht sich welche. Nein, Rosa wird nicht zu den klassischen Mitteln greifen: Plätzchen backen, Glühwein trinken, dafür ist es ihr zu warm. Aber sie fängt an zu basteln. An ihrem eigenen Adventskalender. Und ab morgen wird hier jeden Tag ein Türchen aufgemacht - irgendwo in der Wohnung, auf der Straße, im Büro. Oder Rosa öffnet andere verschlossene Dinge und spinkst hinein. Nichts ist mehr sicher. Warten wir gemeinsam ab. Bis endlich das Christkind kommt.
RosasWelt - 30. Nov, 09:04
Frauen und Haare, das ist so ein ganz eigenes Thema. Im Endeffekt lässt sich das ja auf einen ganz einfachen Nenner bringen: Frau will immer die Haare einer anderen. Denn die eigenen sind entweder zu glatt oder zu lockig, zu schwer oder zu dünn, zu störrisch oder zu langweilig. Die eine wacht morgens mit einem Vogelnest auf dem Kopf auf, der anderen stehen sie einfach nur zu Berge und die dritte hat so kleine, kaum sichtbare Wirbel, dass die sich manchmal einfach nicht bändigen lassen (Rosa gehört zur letzteren Gruppe. Und an eben solchen Morgenden begrüßte ihre Mutter sie früher immer mit einem: "Na, da steckt heute mal wieder der Teufel drin." Ich habe mir fest vorgenommen, sollte ich je Kinder haben, werde ich sie mit einem "Guten Morgen" begrüßen).
Nun gut, noch schwieriger als Frau und Haare ist ja das Thema Frau und Friseur. Jetzt aber hat jemand meine Neugier geweckt und es könnte sein, dass ich allein deswegen noch einmal auf den Weihnachtsmarkt am Dom gehe (!). Denn der oder die Betreiberin übt die Kunst der "Haarakrobatik" aus. Nun, ich möchte ja keine Spalterin der gleichen Materie sein. Aber was bitte ist Haarakrobatik?
Okay, hat ein Haar Spliss, beherrscht es den Spagat. Aber schlagen Locken Purzelbäume? Machen Haar nicht per se einen Kopfstand? Und die Vorstellung von einer Strähne, die eine Kerze nachmacht... lieber nicht, das weckt Erinnerungen an eine Freundin, die sich als Nikolaus mit einer Kerze den wattigen Bart und einige echte Haarsträhnen dazu wegkockelte.
"In nur wenigen Minuten gehen die Frauen verzaubert mit einer wunderschönen Hochsteckfrisur von seinem Stand. Im Haar eine schöne Haarnadel eingewebt", heißt es in der Kölner Vorankündigung des Standes. Beim besten Willen, aber ich kann dem Dompteur/Akrobat/Magier auch nur raten, die Frauen zu verzaubern. Denn bei der Vorstellung, dass mir jemand eine Haarnadel ins Haar einwebt, wachsen mir just im gleichen Moment ganze Büschel auf den Zähnen.
Ich werde mir den Stand aber doch einmal aus der Nähe ansehen müssen. Zu groß ist meine Neugier auf flic-flacende Ponys, Salto schlagende Zöpfe und Dutts auf Schwebebalken. Ich muss vorher nur noch meine Wintermütze finden.
RosasWelt - 26. Nov, 10:42
... ich muss euch sagen, es schauert mich sehr. All über all in den Fußgängerzonenritzen seh ich Weihnachtssterne, Weihnachtsmänner, Weihnachtsengel und Weihnachtswasweißichs blitzen.
Und in der Mittagspause dann, verwandelt sich selbst der netteste Kollege in einen Weihnachtsmann. In unserem Server-Raum riecht es nach Vanillezucker und gebrannten Mandeln, und tritt man vors Haus, begegnet einem garantiert irgendjemand, der so viel Glühwein innehat, dass er sichs fürs Christkind hält. Der Weihnachtsmarkt hat wieder offen.
Und als wenn das im November nicht schon viel zu früh und schlimm genug wäre. Nein, bei prasselndem Regen und erfrischenden Fallwinden rund um den Dom zwingen die Kollegen einen, sich zwischen die grün-rot geschmückten Büdchen zu begeben, sich Kling-Glöckchen-klinglingeling anzuhören und sich auf weihnachtliche Nahrungssuche zu begeben. Die Argumente waren vielfälig. "Jetzt ist das Fett in den Fritösen noch frisch" war eines der schlagkräftigsten. Überzeugt hat die Skeptikerin Rosa (die Weihnachtsmärkte, Flammkuchen, Punsch und all das Gedöns im Dezember durchaus auch mal gerne mag) jedoch der Augenaufschlag der osteuropäischen Praktikantin, die just am ersten Weihnachtsmarkttag ihren letzten Arbeitstag in Kölle hatte. Okay. Ich habe gegrummelt, ich habe gemotzt und anschließend war ich verschnupft (im doppelten Sinne). Aber ich bin mitgegangen. Habe den Duft von Crepes, Duftkerzen, Bratwurst, Backfisch, Rievkoche und esoterischem Weihnachtsgefühl aus der Dose in mich aufgenommen. Ich fürchte, für dieses Jahr habe ich die Nase voll.
RosasWelt - 25. Nov, 16:24
Na, doch in diesen Zeilen gelandet? Da stand doch oben eindeutig drüber, dass es eindeutig verboten sei, dies zu lesen. Ach, du bist erwachsen und da kann man sich schon mal über Verbote hinwegsetzen, aha. Kinder dürfen das nicht. Also, dann machen Kinder das auch nicht, oder?
Rückblickend glaube ich, meine Eltern würden sagen, dass ich relativ Regel-gerecht war. Das ist auch gut so, schließlich sollen Eltern ja auch nicht wissen, wenn man Verbote überschreitet. Wenn man mit 13 bei einer Freundin die erste Zigarette raucht (mit Minzgeschmack, mir wird heute noch schlecht bei dem Gedanken daran). Wenn man auf dem Geburtstag des großen Bruders von seiner Cola probiert, die mit ein bisschen viel Barcadi durchtränkt war und Alkohol für einen eigentlich noch völlig tabu sein sollte. Wenn man Musik hört, die auf dem Index steht (und eigentlich nur deshalb gehört wurde). Wenn man Horror-Filme schaut, die irgendwer, der schon 18 war, besorgt hat.
Aber das war doch gerade das Spannende: Uah, verboten, wie kommen wir daran? Und um es mal klar zu stellen: Die Ärzte haben mich nicht zu Sodomie überredet, ich bin nie auf die Idee gekommen, jemandem einen Kopf abzureißen und traue mich trotz grausamster Szenen (wie hieß der Film mit den vier Jugendlichen, die in ihrer Hütte vom Wald angegriffen wurden, noch einmal?) immer noch an Bäumen vorbei.
Aber verbieten ist so schön einfach. Nur ob dadurch ein Mensch weltweit weniger angeschossen wird? Wenn wir alle Probleme einfach verbieten können...schön.
Na, aber du hast ja sogar bis zu Ende gelesen!
RosasWelt - 22. Nov, 09:21
Deutsche Dienstleister haben es schwer. Sie haben sich nun mal als Standort ihres Treibens die Service-Wüste Deutschland ausgesucht. Und ich muss ganz ehrlich sagen: Was bin ich froh darüber!
Nein, ich habe nichts gegen ein freundliches Lächeln einer Verkäuferin, eine nette Stimme am anderen Ende einer Hotline oder ein bisschen Humor, wenn ich quasi blind vor dem Regal stehe, das ich suche. Aber nach Einkaufs-Erfahrungen aus aller Herren Länder weiß ich auch: Ich brauche niemanden, der mir immer schon die Papiertüte bereithält; niemanden, der mit in die Umkleidekabine kommt, um zu sehen wie die Hose denn nun passt, und niemanden, der mir mit quasi eingebranntem Lächeln zu jeder Tages- und Nacht-Zeit die Tür aufhält. Was ich aber noch viel weniger brauche, sind deutsche Kaufhäuser, die plötzlich den Service-Gedanken entdecken.
Karstadt Bonn, Rosa hat einen freienTag und gute Laune. Glück gehabt, lieber Dienstleister. Beim Betreten des Kaufhauses also steuert Rosa zielsicher auf den Wegweiser an der Treppe zu. Der wird von zwei Herrschaften im schwarzen Anzug versperrt (ganz kundenorientiert: ein Mann für die Dame, eine Frau für den Herrn). "Kann ich etwas für Sie tun?" Grundsätzlich ja kein schlechter Ansatz, deshalb wurde das vielleicht etwas pampig klingende "Ja, den Blick auf den Wegweiser frei geben" auch runter geschluckt. Ganz ruhig, immer lächeln. Die Maxime sollte auf beiden Seiten gelten. "Danke, wo finde ich denn Terminplaner?" "Gleich hier im Erdgeschoss."
Damit wäre ich glücklich gewesen. Aber nein, die Kundin ist ja Königin. Und deswegen kann der neue Serviceleister sie nicht einfach von dannen ziehen lassen. "Ich bringe Sie dort hin". Ganz ehrlich, wenn ich einen männlichen Begleiter beim Einkaufen brauche, finde ich schon einen, den ich dazu verdonnern kann. Aber einem Wildfremden durchs Kaufhaus hinterherzudackeln entspricht eben so überhaupt nicht meiner Art. "Nein danke, nicht nö..." Da war er schon fort, und sprach mich auch aus einigen Metern Entfernung immer noch an. Okay, bevor es noch peinlicher wird, einfach hinterher.
Vorbei an den Wandkalendern, gerade "ganz aktuell eingetroffen", dem "ganz, ganz leckeren" Marzipan und der Schokolade, die gerade im Angebot ist. Eine Kaffeefahrt durchs Kaufhaus - aber ich habe weder gebucht noch bezahlt. Und ich habe trotzdem nur das Jahr 2007 für meinen Terminplaner genommen.
Vielleicht sollte ich doch mehr online einkaufen.
RosasWelt - 11. Nov, 18:21
Wer zu laut schreit, ist selber Schuld. Und manchmal reicht es schon, ganz leise was zu sagen. Aber wenn alle anderen schweigen, ist das eben laut genug. Und schon ist frau zur Geschenkebesorgerin der Abteilung ernannt.
Nicht, dass das nicht ein Traumjob für mich wäre. Aber die Betonung liegt auf "besorgerin". Nun aber muss ich basteln. Menschen meiner näheren Umgebung wissen, was das bedeutet. Deswegen lassen sie mich in solchen Momenten lieber allein.
Zugegebenermaßen, Geduld ist nicht wirklich meine Stärke. Mit Block, Stift und PC kann ich umgehen, sogar kreativ werden. Wie man allerdings mit Kleber, Pinseln oder Pappe umgeht, ist mir trotz großer Bemühungen meiner Handarbeits- und Kunstlehrer immer noch schleierhaft. Und jetzt soll ich aus einem Wedau-Stadion-Poster, Papierschnipseln und einer Karte ein Geschenk-Abo-Gutschein basteln. Ich bräuchte mal eben mindestens elf Freunde. Oder eine zündende Idee.
An dieser Stelle möchte ich aber betonen, bevor ich gleich die Tastatur mit Kleber voll schmiere, dass ich nie wieder etwas darüber verlauten lasse, dass der Begriff "Messie" etwas mit "Männern" zu tun hat. Und mindestens die nächsten drei Wochen werde ich mich auch nicht mehr über die Sammelleidenschaft bestimmter Menschen in meinen nahen Umgebung beschweren. Ich finde es toll, Rasen-Postkarten im Haus zu haben. Und Poster von irgendwelchen Stadien. Und Zeitschriften voller netter Bildchen...wo ist eigentlich meine Schere geblieben?
RosasWelt - 9. Nov, 14:19
Früher, als ich noch jung war, habe ich mal kurz über ein Tattoo nachgedacht. Eine kleine Rose auf dem Schulterblatt vielleicht, oder eine kleine Sonne an Stellen, die nur wenigen vorbehalten gewesen wären. Aber an den Verlauf des Rheins auf meinem Hinterteil hätte ich auch trotz tiefster Verbundenheit mit dem Rheinland im Leben nicht gedacht. Heute morgen bin ich aber eben damit aufgewacht. Und es sieht aus, als ob der Maßstab ziemlich genau eingehalten worden wäre.
Es gab immer einige Argumente, die gegen ein Tattoo sprachen. Freiwillig Schmerzen leiden. Eine Bindung auf immer und ewig eingehen. Rosen, die mit den Jahren zu Bäumen heranwachsen. Was natürlich kein Problem ist, wenn die künstlerische Leistung von vorneherein so groß ist, dass sie mit den Jahren nur noch kleiner werden kann.
Aber das Letzte, was ich je haben wollte, war ein Arschgeweih. Aber eines, dass ausieht wie ein Flusslauf, wäre mir noch nicht einmal in den Sinn gekommen.
Also, meine neue Körperverzierung war eine ziemlich spontane, gar ungeplante Anschaffung. Das kräftige Blau hebt sich von meinem blassen Winterteint gut ab. Und wie es sich für einen anständigen Hautschmuck gehört, tat seine Einprägung auch entsprechend weh. Das einzige Gute an meinem neuen Begleiter, bei dessen Anblick im Spiegel ich doch ein wenig erschrak, ist: Er verzieht sich von selber. Also quasi ein Fluss, der plötzlich austrocknet. Das heißt, mein Hinterteil wird in den kommenden Wochen aussehen, wie ein langsam trocken gelegtes Flussbett. Erst kommt ein bisschen Grün zum Vorschein (stellvertretend für Moss und Flusspflanzen) und dann viel Gelb (Sand). Und ich hoffe, in zwei Wochen bin ich wieder Tattoo-frei. Und kann mich wieder nach dem Sport unter die Dusche wagen.
Übrigens: Mein Tätowierer ist kein wirklich erfahrener, empfehlenswerter Experte. Statt einer Nadel benutzt er einen Stein. Wenn man also ein Ruderboot aus dem Rhein herausträgt, weil das Wasser so niedrig steht, dass man nicht an den Steg heran kann, sollte man sich ganz genau anschauen, wem man seinen Körper anvertraut. Aalglatte, in der Hand vielleicht schön geformte Steine, eignen sich wohl hervorragend zum Übers-Wasser-Hüpfen-lassen. Mein zartes Hinterteil aber würde ich ihm nicht ein zweites Mal anvertrauen. Denn manche Exemplare werden äußerst ungern getreten, vor allem im November, wenn sie eigentlich glauben, endlich Ruhe vor Badegästen zu haben. Stützt man sich trotzdem vertrauensvoll auf sie, barfuß, dann lassen sie sich einfach in den Rhein treiben. Und den Körper obenauf mit. Der treibt allerdings weniger, er plumpst. Auf einen anderen Stein. Dann nur noch zehn Stunden warten, dann sind die Klamotten wieder trocken und der Po ist ein Kunstwerk.
RosasWelt - 5. Nov, 17:53
Wäre Frau Hermann gestern durch unser Büro gelaufen, sie hätte wahrscheinlich augenblicklich angefangen ein neues Buch zu schreiben. Über junge Frauen, die sich für die Krönungszeremonie von Prinz Charles, den Mannesmann-Prozess oder mögliche Unruhen rund um Paris interessieren, aber weder von heimeliger Wohnungsdeko noch dem Kinderkriegen wirklich Ahnung haben.
Gestern im Büro also, genauer gesagt am Drucker. Drei Kolleginnen zwischen 28 und 33, kinderlos und karrierefixiert wie Frauen heute nun mal sind, treffen sich. Eine hat gerade eine Meldung über eine Zwillingsgeburt in der 22. Woche gelesen. Dann folgendes Gespräch: "Wie lange dauert so eine Schwangerschaft denn eigentlich?" "Na, neun Monate." "Ja klar, aber das würde auch heißen 36 Wochen, oder?" "Nein, eine Schwangerschaft dauert 40 Wochen." "Wie 40 Wochen, sind das nicht eher Elefanten oder so?" "Also ich bin mir aufgrund meiner Schwester, Schwägerin und einer aktuell Mutter gewordenen Freundin ziemlich sicher, dass es 40 Wochen sind.."
Ergebnis: Expertensuche, gefunden in einem Kollegen. Der immerhin Papa ist, das qualifiziert. Antwort: "40 lange Wochen." Dann entgeistertes Zusammenzucken: "Wieso fragen drei Frauen ausgerechnet einen Mann?"
Na, so kann das mit der Geburtenrate in diesem Land ja nix werden!
RosasWelt - 27. Okt, 09:29