Sonntag, 5. November 2006

Reinfall

Früher, als ich noch jung war, habe ich mal kurz über ein Tattoo nachgedacht. Eine kleine Rose auf dem Schulterblatt vielleicht, oder eine kleine Sonne an Stellen, die nur wenigen vorbehalten gewesen wären. Aber an den Verlauf des Rheins auf meinem Hinterteil hätte ich auch trotz tiefster Verbundenheit mit dem Rheinland im Leben nicht gedacht. Heute morgen bin ich aber eben damit aufgewacht. Und es sieht aus, als ob der Maßstab ziemlich genau eingehalten worden wäre.

Es gab immer einige Argumente, die gegen ein Tattoo sprachen. Freiwillig Schmerzen leiden. Eine Bindung auf immer und ewig eingehen. Rosen, die mit den Jahren zu Bäumen heranwachsen. Was natürlich kein Problem ist, wenn die künstlerische Leistung von vorneherein so groß ist, dass sie mit den Jahren nur noch kleiner werden kann.

Aber das Letzte, was ich je haben wollte, war ein Arschgeweih. Aber eines, dass ausieht wie ein Flusslauf, wäre mir noch nicht einmal in den Sinn gekommen.

Also, meine neue Körperverzierung war eine ziemlich spontane, gar ungeplante Anschaffung. Das kräftige Blau hebt sich von meinem blassen Winterteint gut ab. Und wie es sich für einen anständigen Hautschmuck gehört, tat seine Einprägung auch entsprechend weh. Das einzige Gute an meinem neuen Begleiter, bei dessen Anblick im Spiegel ich doch ein wenig erschrak, ist: Er verzieht sich von selber. Also quasi ein Fluss, der plötzlich austrocknet. Das heißt, mein Hinterteil wird in den kommenden Wochen aussehen, wie ein langsam trocken gelegtes Flussbett. Erst kommt ein bisschen Grün zum Vorschein (stellvertretend für Moss und Flusspflanzen) und dann viel Gelb (Sand). Und ich hoffe, in zwei Wochen bin ich wieder Tattoo-frei. Und kann mich wieder nach dem Sport unter die Dusche wagen.

Übrigens: Mein Tätowierer ist kein wirklich erfahrener, empfehlenswerter Experte. Statt einer Nadel benutzt er einen Stein. Wenn man also ein Ruderboot aus dem Rhein herausträgt, weil das Wasser so niedrig steht, dass man nicht an den Steg heran kann, sollte man sich ganz genau anschauen, wem man seinen Körper anvertraut. Aalglatte, in der Hand vielleicht schön geformte Steine, eignen sich wohl hervorragend zum Übers-Wasser-Hüpfen-lassen. Mein zartes Hinterteil aber würde ich ihm nicht ein zweites Mal anvertrauen. Denn manche Exemplare werden äußerst ungern getreten, vor allem im November, wenn sie eigentlich glauben, endlich Ruhe vor Badegästen zu haben. Stützt man sich trotzdem vertrauensvoll auf sie, barfuß, dann lassen sie sich einfach in den Rhein treiben. Und den Körper obenauf mit. Der treibt allerdings weniger, er plumpst. Auf einen anderen Stein. Dann nur noch zehn Stunden warten, dann sind die Klamotten wieder trocken und der Po ist ein Kunstwerk.

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