Mein Adventskalender

Montag, 4. Dezember 2006

Türchen 4

Man kann sie nicht aufdrücken, nein man muss ziehen. Drücken wäre aber auch zu viel verlangt. Wo soll sie sich denn hinverdrücken? Dafür ist auf den 1 Meter X 2,5 Meter definitiv kein Platz. Aber andererseits ist hinter dieser Tür, die eigentlich keine richtige Tür, sondern eher ein zusammengestückeltes Rechteck einzelner Bretter ist, ungeahnt viel Platz. So viel, dass sich Forscher eigentlich mit dieser Tür und dem, was sich dahinter versteckt, intensiv beschäftigen sollten. Dafür muss man gar nicht im All suchen. Ich bin mir sicher, hinter meiner Kellertür befindet sich ein Schwarzes Loch.

Physik war nie meine Stärke, aber mein Referat über Weiße Zwerge und Schwarze Löcher fand ich nicht nur vom Titel her spannend. "Wenn ein Körper von Materie umgeben ist, so übt er eine Anziehungskraft auf diese aus" - ist zum Beispiel etwas, dass ich damals nachgelesen habe. Und irgendwie auch ganz logisch fand. Und eben genau so ist das auch in meinem Keller. In dieses kleine Eckchen geht enorm viel rein - Weihnachtsdeko, Studienunterlagen, Bewerbungsmaterialien, Balkonmöbel, alte Aktenordner, nicht gebrauchte Elektrogeräte, leere Umzugskartons, Kabelreste, Dinge, von denen sich Männer einfach nicht trennen können. Und dann sind die einzelnen Körper von jeweils soviel Materie umgeben, dass sie sie extrem anziehen. Und verschlucken.

Das ist für mich die einzige Erklärung, warum ich außer meinem Fahrrad und zwei Balkonstühlen einfach nichts, aber auch wirklich gar nichts, in diesem Mini-Raum wiederfinde. Aber zu meiner eigenen Sicherheit - wer von den beiden ist jetzt das schwarze Loch?

Sonntag, 3. Dezember 2006

Türchen Nr. 3

Das ist doch ein Adventskalender, der ganz speziell für mich gemacht worden sein muss...

Tuer3

Samstag, 2. Dezember 2006

Türchen Nr. 2

Das ist ja irgendwie ungerecht. Die Tür war schon auf. Aber immerhin, ich muss noch durch zwei dicke Plastikvorhänge durch, die die Kälte abhalten sollen. Das fühlt sich so ähnlich eklig an wie die im Schwimmbad, wenn man durch den kleinen Tunnel von drinnen nach draußen schwimmt. Aber heute habe ich mehr an. Sogar mehr als einen Lendenschurz, und dass obwohl ich in eine Art Paradies eintrete. Zumindest ist es ein Paradies, wenn man sieben Jahre oder so alt ist. Oder wenn man 33 ist, keine kleinen Kinder hat, und sich wie sieben fühlt. Nur größer. Das hat den Vorteil, dass ich auch in die oberen Regale gucken kann, an die ich mit sieben nie ran kam. Ich bin beim Puppenkönig.

Seit 130 Jahren werden hier Spielwaren feilgeboten und vor meinem inneren Auge rauscht gerade eine Mama im Biedermeierkleid vorbei, schön voluminös mit vielen Rüschen über den Hüften, und sucht nach einer porzellanenen Puppe für ihren Trotzkopf. In Wirklichkeit steht neben mir eine Mutter mit Jeans und Parka und lässt sich alle Spieluhren zeigen. "Es ist für einen kleinen Jungen, aber er mag alles was mit Tanz zu tun hat." Also, bleiben wir bei der Geschlechtertrennung. Die Spieldose mit der Ballerina will sie sich gar nicht erst zeigen lassen, aber ein kleiner, sich drehender Prinz oder Regenbogenfisch scheint auch jungentauglich. Ich bin schon wieder kurz davor mir, einfach aus Trotz nach einem Chemiebaukasten für meine Nichte zu fragen. Und Väter, ach die sieht man im Laden eigentlich nicht. Die stehen vor einem der elf Schaufenster und bestaunen - kleine Kinder eben - mit großen Augen die Lokomotive, die durch eine Berglandschaft juckelt.

Aber ich habe einen Auftrag. Tante 00-Ahnung ist im Auftrag ihrer jüngsten Nichte hier, die weiß es allerdings nicht. Und ich wusste vorher nicht, auf was ich mich bei der Geschenkauswahl eingelassen habe. Auf drei Etagen locken hier Ideen und ich kann mich kaum satt sehen. Playmobilritter reiten durch die eine Ecke, der Hase Felix packt gerade seinen Koffer (das gefällt mir), Piratenkostüme scheinen in diesem Karneval der große Hit zu werden, irgendein Kapitän angelt gerade mit seinem Schwert nach mir. Ach nein, ich bin nur mit dem Mantel hängen geblieben (und ich dachte schon Johnny Depp..., naja). Und dann komme ich in die Abteilung, die ich gesucht habe. Und will wieder laufen gehen.

Nicht, dass ich irgendwas gegen Rosa habe. Der Name ist frei gewählt. Aber die Farbe... Hier braucht man keine ebensolche Brille, hier wäre frau froh, sie würde irgendeinen andersfarbigen Lichtblick erhaschen. Aber es kommt noch schlimmer. Ich dachte jahrelang, Barbies wären furchtbar. Das kann nur jemand sagen, der Prinzessin Lillifee nicht kennt. Ein komplettes Kinderzimmer haben sie nachgebaut. Rosa Kleidchen, rosa Stifte, rosa Bettchen, rosa Schultornister, rosa Teppich, rosa....ich kann nicht mehr. Leicht geknickt und desillusioniert verlasse ich mit einem rosa-Röschen-Hula-Hoop-Reifen das Paradies. Den Weg zur Bahn nehme ich durch das Bonner Loch. Die Plastiktüren fallen hinter mir zu, jetzt brauche ich einfach ein bisschen reellen, harten Alltag.

Freitag, 1. Dezember 2006

Türchen Nr. 1

Der 1. Dezember, das erste Türchen. Noch habe ich Hoffnung. Heute gibt es Schokoloade, oder? Und wo sucht man danach, klar im Vorratsschrank. Also ganz langsam den silbernen Schlüssel des Wandschrankes in der Küche drehen - und schnell wieder weggucken! Nein, nein, so geht das nicht, die Blicke müssen schon gelenkt werden. Ein bisschen Intimsspähre sei dem Schrank gegönnt, denn ganz ehrlich - das untere Drittel sieht fürchterlich aus. Mein Vorratsschrank ist ein kleiner Chaot, das hat er von der Besitzerin. Aber oben, ja da könnte was Leckeres versteckt sein. Eine halbe Tüte Linsen versucht sich ins Blickfeld zu schieben, sie droht sich theatralisch vom Regal zu stürzen, wenn ich sie nicht bald verkoche. Oh nein, nicht auch noch überall Linsen zwischen dem Gekrose unten. Dann lieber Linsensuppe. Später, ich suche doch was Süßes.

Ich steh' aber schon viel länger hier, schreit das Zwieback. Oje, schlechte Erinnerung an Weihnachten/Silvester 2005. Nein, dich möchte ich jetzt wirklich nicht essen, noch geht es mir gut. Die scharfe Flasche Chilisauce schlängelt sich mit ihren Kurven elegant nach vorne. Versuchs mit mir, Kleines. Billige Anmache, auf sowas steht eher mein Mann. Mich mag niemand, sagt der Kaba-Ersatz mit Vanillegeschmack. Da könntest du Recht haben, ich weiß nicht einmal, wie du in diesen Schrank gekommen bist, antworte ich. Wir sind neu hier, kann uns mal jemand sagen, worum es geht, haken die Spaghetti nach. Ach ihr, ihr bleibt doch eh nie lange hier, seufzen Sojasprossen und Maisdose gemeinsam.

Aber da, das Tütchen sieht nach Rettung aus. Keine Schokolade, aber GUMMIBÄRCHEN. Aus dem Bärenland, lecker. Und sie ist schon offen, merkt also niemand, wenn ich ein bisschen nasche. Der Schrank hält normalerweise dicht. Aber, aaaahhh - iiiiiih - uuuaahhh. Die Gier wird bestraft. Ich erinnere mich. Ich hatte die Tüte gekauft, als Geschenk für einen mir nahestehenden Menschen. Rache ist gar nicht süß, nein, Rache ist sauscharf. Red-Hot-Chilipepper-Gummibonbons scharf. Ich kriege keine Luft mehr. Und der Vorratsschrank schließt sich, bevor ich wütend die Tür knallen kann. Das war schließlich erst die Erste.

Donnerstag, 30. November 2006

Advent, Advent

Advent, Adent. Der Himmel ist blau, das Thermometer zeigt 17 Grad. Mein Benjamini erlebt auf dem Balkon gerade seinen zweiten Frühling. Die Pullover in meinem Schrank schmollen und würden sich mittlerweile wahrscheinlich sogar über den Besuch einer Motte freuen, Hauptsache irgendwer schenkt ihnen mal ein bisshen Aufmerksamkeit. Und als ich gestern Abend nach Hause kam, zwitscherten sich in den nun doch fast kahlen Bäumen ein paar Vögel einen. Nix da Schneeglöckchen, weiß Röckchen. Wie soll frau da weihnachtliche Gefühle aufbauen können?

Ganz einfach, sie macht sich welche. Nein, Rosa wird nicht zu den klassischen Mitteln greifen: Plätzchen backen, Glühwein trinken, dafür ist es ihr zu warm. Aber sie fängt an zu basteln. An ihrem eigenen Adventskalender. Und ab morgen wird hier jeden Tag ein Türchen aufgemacht - irgendwo in der Wohnung, auf der Straße, im Büro. Oder Rosa öffnet andere verschlossene Dinge und spinkst hinein. Nichts ist mehr sicher. Warten wir gemeinsam ab. Bis endlich das Christkind kommt.

Rosas Welt

the world in my eyes

Aktuelle Beiträge

Dir ist schon klar, dass...
Dir ist schon klar, dass er in "Benny & Joon" nicht...
Lisa (Gast) - 12. Jun, 21:40
Bleibt alles anders?
Eines ist keines. Oder so. 12 Monate weg. Und irgendwie...
RosasWelt - 2. Jan, 22:26
Dat wor et.
War was? Habe ich irgendwas verpasst? Ups. Advent....
RosasWelt - 31. Dez, 18:27
Hohoho
Es wird Weihnachten. Unverkennbar. Eindeutiges Zeichen:...
RosasWelt - 14. Nov, 14:35
Ich finde, ab 35 ist...
Ich finde, ab 35 ist frau mittelalt. Irgendwie muss...
RosasWelt - 5. Nov, 16:28

Rosas Bücherregal

Isabel Rohner
KunstmörderIn

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Suche

 

Status

Online seit 6635 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 11. Feb, 12:43

Rosa Gezwitscher

Rosas Besucher

Globalisierung



Credits

powered by Antville powered by Helma

sorua enabled
xml version of this page
xml version of this topic

twoday.net AGB