Mittwoch, 26. März 2008

N.E.I.N.

Nach zehn Wochen mit einem Frischling habe ich das Gefühl, das Wort Nein könnte er schon. Zumindest verstehe ich es, wenn er es meint. So schwer kann das also nicht sein. Dachte ich. Aber bei den Umfrage-Instituten scheint man eben dies nicht zu tun. Denken. Die telefonieren nur.

1. Akt, vergangenen Freitag. Frau X. meldet sich höflich, vom Instuitut, das Osama oder so ähnlich heißt. Umfragen zu bundespolitischen aktuellen Themen würden sie machen. Ob ich gerade Zeit habe. Gut, mein Fehler. Ich bin ans Telefon gegangen. Aber Zeit habe ich gerade so gut wie nie. Schon gar nicht für allgemeine Umfragen. Ich lehne höflich, aber meiner Meinung nach deutlich, ab.

2. Akt, Dienstag. Herr Y. vom gleichen Bin-am-Fragen-Institut will mich doch noch einmal überzeugen, etwas zu sagen. Ich bin immer noch höflich, aber mehr als deutlich.

3. Akt, heute. Herr Z. hat einen schlechten Tag erwischt. Bei mir. Ich komme heute eigentlich zu gar nix, und dann klingelt zwischendrin noch das Telefon. Ja, bitte? Guten Tag, ich rufe im Auftrag des so-ähnlich-wie-Osama-klingend-Institut an...
Sehr geehrter Herr Z., es tut mir leid. Aber das war heute einfach zuviel. Und dann auch noch sie. Und schon wieder ihr Institut. Das musste also raus. Dass sie der dritte sind, der es jetzt versucht. Dass ich endlich aus dieser verdammten Liste gestrichen werden will. Und was so schwer an diesem kurzen Wort sei und ob ich Nein vielleicht besser buchstabieren sollte. Aber manchmal hat man einfach einen Scheiß-Job. Und seien sie froh, dass sie Herr Z. sind. Wenn Frau A. mich anrufen sollte, komme ich ihr wahrscheinlich durchs Telefon...

Mittwoch, 19. März 2008

Welch' ein Frevel...

Ich kann nicht behaupten, ich wäre nicht gewarnt gewesen. Was habe ich da zu hören bekommen. Als ich das erste Mal erwähnte, ich wolle mein Brautkleid nach der Hochzeit verkaufen.

Waaas? Die Erinnerungen weggeben... So ein Frevel... Das muss man immer aufbewahren...auf dem Dachboden... damit später die eigene Tochter oder Schwiegertochter darin...och man macht sich ein Kunstwerk fürs Schlafzimmer daraus...oder näht sich für die Wiege des eigenen Kindes einen Himmel aus dem Stoff...

Also mal Klartext. Ich habe keine Dachboden. Ich kann nicht nähen. Mein Kind schläft überhaupt nicht in einer Wiege, und einen Chiffon-Himmel hat es auch nicht über sich. Erinnerungen habe ich im Kopf. Schon zweimal musste das Brautkleid nun mit umziehen, immer mit Samthänden angefasst, aber nicht einmal aus seinem Schutzumhang herausgeholt. Wenn ich es mir ansehen will, schaue ich auf Fotos. Was also sollte dagegen sprechen, es zu verkaufen?

Ich hätte es wissen müssen. All' die sentimentalen Gründe sind nur vorgeschoben. Aber es gibt definitv Gründe, sein Brautkleid nicht zu verkaufen. Ganz pragmatische Gründe. Die potenziellen Käufer. Es gibt nichts schlimmeres, sage ich euch. Sich mit potenziellen Bräuten, Pseudo-Bräuten und echten Fetischisten abgeben zu müssen. Furchtbar. Furchtbar nervig.

Den ersten Versuch startete ich noch im Jahr der Hochzeit. Auf einer Brautkleid-Börsen-Seite im Netz. Gut. Ich bin lange genug dabei, um zu wissen, dass man im Netz nicht seine Telefonnummer angibt. Und dass sich Typen mit speziellen Neigungen gerade solche Seiten suchen. Aber ich wollte das gute Stück doch verkaufen. Und ging erst einmal vom guten im Menschen aus.

Nunja. Es kam ein Anruf. Ein Typ, der für seine Freundin anrief. Jaja. Und die sei so abergläubisch, dass sie nur die komplette Ausstattung einer anderen glücklichen Braut tragen wolle. Also, verkaufen sie auch ihre dazugehörige Wäsche? Und was haben sie damals darunter getragen? Nach einem kurzen Moment der Fassunglosigkeit, einem weiteren Moment der bodenlosen Wut, verwies ich recht unhöflich darauf, dass meine Telefonnummer nicht mit einer 0190 beginne und meine berufliche Qualifikation liege, sorry, in einem anderen Gebiet. Also so ähnlich hat die Antwort geklungen. Vielleicht ein bisschen aggressiver im Wortlaut.

Gut. Zweiter Versuch ein wenig später. Gleiche Börse, ohne Telefonnummer. Dann die Anfragen. Das ist ja das Modell vom Vorjahr. Hast du nciht vielleicht auch das Modell von diesem Jahr? Entschuldigung. Auf die Geschäftsidee, jedes Jahr in einem aktuellen Kleid zu heiraten und es sofort wieder zu verkaufen, war ich noch nicht gekommen. Ich werde mal eine Kalkulation machen, inklusive Scheidungskosten, und dann werde ich es noch einmal überdenken.

Jetzt ein neuer Versuch. Eine Freundin war bei drei-zwei-eins-und-weg-is-es erfolgreich. Versuch' ich also auch. Allerdings scheine ich die Vorgehensweise einer Versteigerung nicht verstanden zu haben. Ich dachte immer, es gibt einen Preis, dann bietet man, und dann kann man überbieten. Also der Preis würde steigen. Stattdessen kriege ich Anfragen wie: Für die Hälfte kaufe ich es dir direkt ab. Super. Ich will aber nicht die Hälfte. Sonst hätte ich es dafür angeboten. Okay, nächste Anfrage: Kann ich es für das Einstiegsgebot direkt kaufen? Wir einigen uns die Versteigerung abzuwarten. Geboten hat sie nicht. Ich warte immer noch auf ein Lebenszeichen. Dazu kommt: Fotos der kopflosen Braut quer durch Deutschland mailen. Von vorne, von hinten, von oben. Nein, nicht von unten. Dazu Maß nehmen: wie groß war damals die Taille, Hüfte, Oberweite.

Ein gutes hat es gehabt. Mein Brautkleid durfte mal kurz wieder aus seinem Schutzumhang heraus. Wir haben immer noch keinen Dachboden. Ich will nicht nähen lernen. Warten wir also bis zum nächsten Umzug...

Sonntag, 9. März 2008

Die kleinen Freuden des Lebens

So, hier sollte er also stehen. Mein Gute-Laune-Beitrag. Weil man sich doch über die kleinen Dinge des Lebens so freuen kann. Wie der Typ in der dämlichen Vodafone-Werbung. Da verzichtet man einfach mal eine Weile (Rosas Wort zur Fastenzeit, aber sie hält sich nicht an Kalendervorgaben) und schon wird die Welt dank kleiner Freuden rosa.

Zum Beispiel durch eine Mettwurst. Ein Salamibrot. Die Freude auf ein leicht blutiges Rumpsteak (vorausgesetzt ich finde jemanden, der mir eines zubereitet). Ein halbes Glas Rotwein. Eine alte Jeans ohne Bauchverstärker. Das Umschnallen eines Gürtels. Die Welt ist schön.

Dann drückt Rosa aus Versehen irgendeine Tastenkombi, und die Lebensfreude ist verschwunden. Gelöscht. Das Beitragsfeld ist leer. Rosa färbt sich rötlich. Dann gibt es von Leuten, die selbst manchmal kurz davor sind, den Laptop auf den Boden zu schmeißen, kluge Tipps wie "öfter mal speichern". Rosarot kann eine sehr häßliche Farbe sein. Dann fällt der Blick auf den Aktenordner nebenan. Der Typ in der Werbung muss sicherlich nie eine Steuererklärung machen.

Was wollte ich nochmal schreiben? Die kleinen Freuden des Alltags, das Leben ist schön und mit guter Laune alles ertragbar? Was wissen so dämliche Optimisten schon. Der Beitrag bleibt verschwunden.

Sonntag, 24. Februar 2008

And the Oscar goes to...

Es ist keine Rolle auf die er stolz ist. Aber es war nun mal sein Durchbruch. Bei mir. Seitdem ist er der Schauspieler. Für mich.

Gut. Als 1990 "21 Jump Street" im Fernsehen lief, war die Motivation eine andere als heute. Warum ich ihn toll fand. Aber da war ich ja auch in der späten Pubertät. Da darf man schwärmen. Für einen Rebellen, der von einem Cherokee abstammt. Und tief dunkelbraune Augen hat. Und zugleich ein bisschen deutsch, ein bisschen irisch ist (sind das nicht alle Amerikaner?).

Später blieb er mein Schwarm. Aber als Schauspieler. Sogar Rollen wie "Don Juan" habe ich ihm verziehen. Und dass er Vanessa Paradis geheiratet hat (deren Taxi mich wegen des Rumba-Rhythmus in der Tanzschulphase noch heute verfolgt). Als Gilbert Grape gefiel er mir. Als Benny im gleichnamigen Film gemeinsam mit Joon habe ich ihn geliebt. Gut, es gab auch später schon noch mal Momente in denen ich gedacht habe, die Rolle von Juliette Binoche in "Chocolat" hätte ich auch übernommen. Aber apropos Schokolade: als Willy Wonka hat er mich überzeugt.

Deshalb steht für mich heute fest: The Oscar goes to Johnny Depp. Aber mich fragt ja keiner.

Montag, 18. Februar 2008

Ich bin keine Vorteilsnummer

Was ist so schwer daran zu verstehen, wie Service online funktioniert? Da gibt es Unternehmen, die preisen an, wie vielfältig sie zu erreichen und ihre Waren zu kaufen sind. Denn das ist schließlich ihr Ziel. Also, den Katalog für Old-School-Liebhaber gibt es in Papierform, zum Blättern auf dem Klo. Und wer mal eben schnell was haben will, blättert halt online. So weit, so gut.

Aber wehe, man will was bestellen. Und hat noch etwas geschenkt bekommen. Einen Gutschein beispielsweise. Also bestellen, natürlich, geht ganz modern. Also telefonisch, per Email und - oh, man staune - sogar online. Und selbstverständlich auf dem herkömmlichen, also etwas gemächlicherem, postalischen Wege.

Ich hatte mich für online entschieden. Wollte aber einen Geschenkgutschein einlösen. Ui, pfui, böse. Wie lautet ihre Vorteilsnummer? Ich habe nur eine Gutscheinnummer. Funktioniert nicht. Also nehmen wir den zweiten, telefonischen Weg. Wie lautet ihre Vorteilsnummer? 1939... Ach nein, das ist eine Gutscheinnummer. Ja, einen solchen wollte ich ja auch einlösen. Aber das ist ein Geschenkgutschein. Ja, weiß ich, steht drauf. Möchte ich aber trotzdem einlösen. Na, das geht aber nur postalisch. Aha.

Jaja. Wir schicken also eine Postkarte mit der Bestellung und legen diese in einen Briefumschlag, um dann auch noch den Geschenkgutschein einzulösen. Für das ganze zahle ich Porto, natürlich ebenso wie für die Lieferung. Ich weiß, ich weiß, einem geschenkten Gaul... aber vielleicht sollte ich einfach froh sein, dass ich nicht zu der Firma nach Buttenwiesen trampen muss, um den Gutschein einzulösen.

Wenn schon Old-School, dann aber richtig finde ich. Also einkaufen beim kleinen Händler um die Ecke. Mit Beratung. Ohne Lieferkosten. Und statt der Vorteilsnummer habe ich dort einen Namen. Ach, ich bin doch sehr konservativ und altmodisch. Das musste mal gesagt werden. Online.

Donnerstag, 31. Januar 2008

Helaaf!

Ich sehe sie vom Fenster aus. Auch wenn ich mich tief hinter den Monitor beuge, da funkelt etwas rotes von weitem. Die Bäume haben kein Laub, deshalb kreuzen sie meinen Blick. Die Perücken auf der Straße. Die Flickenkostüme. Die Schlümpfe. Alle scheinen sie an diesem Haus vorbei zu müssen, um zum jecken Treiben zu gehen. Macht mir gar nix.

Es gibt, wie ich gestern festgestellt habe, ein ganz einfaches Mittel, um eine Karneval-Phobie zu entwickeln. Schunkel-TV anmachen. Aus Düsseldorf.

Da wird sogar hin und wieder aufkeimendes Heimweh sofort erstickt. Gibt es Schlimmeres? Ich weiß nicht, ob mein Mann mich quälen wollte. Oder einfach davon überzeugen, was er seit Jahren predigt. Karneval ist grausam. Also musste ich schauen, die Fernsehsitzung aufgezeichnet aus Düsseldorf. Gottseidank, live wäre es wahrscheinlich noch länger gewesen.

Aber wie das mit Schauerlichem so ist. Man kennt das doch von Horrorfilmen. Es ist so grausam, oder auch so schlecht, das man nicht wegschauen kann. Und fassungslos schockiert vor der Glotze sitzt und sich fragt - meinen die das, was die da machen? Zugegebenermaßen hatte ich jahrelange Karnevalssitzungs-Erfahrung (rein beruflich, jeder fängt klein an) vollkommen verdrängt. Oder nicht so schlimm in Erinnerung. Wieviel Alt muss man trinken, um das zu ertragen? Und dann auch noch lustig in die Kamera zu schauen? Warum führt die Polonaise nicht im Schnellschritt nach draußen?

Fragen über Fragen. Und mein Helaaf-Heimweh ist über Nacht vollkommen verschwunden. Ich sitze begeistert zu Hause, hinter verschlossener Tür. Und lasse die anderen ziehen. An meiner Wohnung vorbei. Ich überrasche mich immer wieder selber....

Donnerstag, 24. Januar 2008

Der Neue

Der neue Chef ist da. Seit elf Tagen hat er das Kommando. Und alles springt nach seiner Pfeife.

Er ist nicht besonders groß. Man könnte sogar sagen, er ist ganz klein. Aber er versteht es, auf sich aufmerksam zu machen. Stimmgewaltig. Charmant. Komisch. Nervenaufreibend.

Er ist nicht gerade ein Workaholic. Er lässt lieber arbeiten. Wovon er wirklich etwas versteht, ist relaxen. Und delegieren. Seine Untergebenen tun, was er will. 24 Stunden, 7 Tage die Woche. Er fordert uns. Verlangt absolute Flexibilität. Und Einsatzbereitschaft.

Er ist ein nachtaktiver Mensch. Wenn es dunkel wird, wird er erst richtig wach. Und hat die Welt im Blick. Und natürlich seine Mitarbeiter. Die sollen schließlich gemeinsam mit wachen.

Als Band scheint er die Ärzte zu mögen. Zumindest summen seine Untergebenen mittlerweile: "Bitte, bitte, lass mich dein Sklave sein". Ich auch. Freiwillig. Unglaublich.

Er hat eindeutig Führungsqualitäten. Mein Sohn.

Dienstag, 1. Januar 2008

Oh Wandel, oh Furcht!

Ich habe es befürchtet. Die Zeiten ändern sich. Und da sitze ich an Silvester und warte und warte. Auf Rosas übliche graue Jahresendzeitmelancholie. Und warte. Und warte.

Was kommt, ist eine kurze, aber zufriedene Welle. War ein gutes Jahr. Viel gesehen, viel erlebt, viel Stress, viel Entwicklung. Gesamturteil: gut. Okay, dann der Ausblick aufs neue Jahr. Ebenso kurz. Wird bestimmt spannend. Einfach anders. Eben wirklich ein neues Jahr.

Hallo Stimmungsschwankung, wach werden. Das soll es gewesen sein? Zwei kurze, knappe, analytische Zusammenfassungen, ohne Trauermiene, Herzverkrampfungen, Befürchtungen, Vorhersagen, Freudensprünge, Tränchen im Augenrand? Was bitteschön, ist denn mit mir los?

Am Abend ein weiterer Versuch. Roter Traubensaft statt Rotwein. Alkoholfreier Sekt statt Prosecco. Gemütlicher Übergang daheim zu zweit statt durchtanzte Nacht auf irgendeiner Party. Kreislaufschwankungen einfach nur so statt vom Alkohol. Nicht einmal ein "Ganz ruhig, Braune" ist nötig. Ich galoppier nicht ins nächste Jahr. Ich nehme gelassen Schrittchen für Schrittchen. Verkehrte Welt.

Das schlimmste daran: Ich fand es nicht einmal schlimm. Alles wird anders, ich auch? Jetzt kommt doch leichtes Erschrecken hinzu. Und ein guter Vorsatz: 2008 die alte zu bleiben. Soweit das geht.

Prost Neujahr!

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