Gut, eine neue Wohnung ist gefunden. Und wenn frau schon mal ausmistet, sich neue Einrichtungen vorstellen und neue Farben planen kann, dann kann sie ja auch gleich ihren Blog mal rundum erneuern. Prima Idee. Nur leider viel zu früh, im Stadium einer Schnapsidee, mal geäußert.
Während nun Wohnungen einrichten und Wände in Gedanken in Farben tunken ein Teil von Rosas Lieblings-Welt ist, gehört Webblogs anmalen, ausstaffieren und einrichten eher zum Lieblingsbetätigungsfeld des Liebsten. Und der plant jetzt, was das Zeug hält. Er weiß halt, bei manchem muss man Rosa antreiben.
Aber bitte, da bekomme ich eine kleine Auswahlliste von mögliche Layouts und soll mich nur noch entscheiden. Nur noch. Zwischen 80 (in Worten: achtzig) verschiedenen Designs. Entschuldigung, geht es uns noch gut?
Zwischen lauter Ikeabesuchen, Neuvermietertreffen, Altvermietergesprächen, Katalogwälzungsaktionen, Internetrecherchen und nebenbei ein bisschen Arbeit komme ich ja nicht einmal dazu, meine bisherige Welt in gewünschtem Maß zu pflegen. Die globale Reizüberflutung wirkt sich schon soweit aus, dass ich abends einfach nur noch auf meinem Sofa liege und Ruhe haben will. Ich, ja ich. Ich kann es selbst nicht fassen. Ncht einmal Lust auf Verreisen habe ich, und das ist bei mir als selbsternannter Welterkunderin eigentlich ein eindeutiges Symptom dafür, dass ich krank werde. Oder einfach zu viel auf meiner To-do-Liste stehen habe.
Ich hoffe also, mir wird verziehen, wenn ich mich auch mal erst nach zehn Tagen wieder hier melde. Und wenn mein Blog-Umzug noch ein bisschen verschoben wird. Ich kann mich (okay, das ist Privat nichts neues) eben einfach nicht entscheiden...
RosasWelt - 16. Aug, 09:24
Ich bin ein Problemkind. Immer wenn ich eigentlich keine habe, dann mache ich mir welche. Probleme. Im Probleme herbeischwören, heraufreden und in allen Farben bunt ausmalen bin ich großartig. Da habe ich richtig viel Fantasie. Vielleicht sollte ich schauen, dass ich das zum Beruf mache. Aber irgendwie gehört Probleme herbeireden jetzt schon zu meinem täglichen Büro-Alltag, die Berufswahl war also gar nicht so schlecht.
Eigentlich ist sie so gut, dass ich das Probleme herbeireden in letzter Zeit privat vernachlässigt habe. Schändlichst vernachlässigt. Alles lief wunderbar glatt, und das fühlte sich auch noch gut an. Höchste Zeit, sich mal wieder ein Problem einzureden.
Bingo! Hier wäre es. Nur drei Stunden Schlaf und Ringe unter den Augen. Jetzt bin ich wieder die Alte. Und weswegen? Weil ich haben kann, was ich am Wochenende noch haben wollte. Eine schön gelegene, gut geschnittene, moderne Wohnung mit sogar Mini-Gärtchen. Und die Vermieter haben sich für uns entschieden. Prima. Würden alle anderen sagen.
Für Rosa beginnt aber jetzt erst die eigentliche Phase der Entscheidung. Also der Problemwälzung. Will ich die Wohnung wirklich? Was, wenn ich mich dafür entscheide, und dann finde ich irgendwas besseres? Was, wenn die Wohnung in fünf bis acht Jahren nicht mehr zu meinem Leben passt und vielleicht zu klein wird? Werde ich zur Mietnomadin, weil ich mittlerweile schon das vierte Mal umgezogen bin? Passen überhaupt alle Möbel rein? Will ich denn alle Möbel mitnehmen? Was, wenn mir morgen ein Dachziegel auf den Kopf fällt, ist die Wohnung auch für eine Eheteil allein tragbar?
Fragen über Fragen. Mein Kopf raucht. Und der Vermieter erwartet Antworten. Ach, ich möchte einmal jemand sein, der sich keine Gedanken über alles mögliche macht. Der einfach hinnimmt was kommt. Aber könnte ich das wirklich? Würde ich das in dieser Situation wirklich wollen? Wäre ich dann noch ich? Was ist, wenn...
RosasWelt - 6. Aug, 09:16
Ich dachte, der Sommer wäre schon vorbei. Und der Kelch in diesem Jahr im wahrsten Sinne des Wortes eher klang- als sanglos an uns vorbeigegangen. Aber es wird doch noch mal warm. Auch in der Nacht. Und damit laut. Dabei gibt es Dinge, ehrlich, die will ich trotz all meiner Neugier gar nicht wissen.
Aber es ist wieder soweit. Nachts, zwischen zwei und drei Uhr (man beachte bitte die Uhrzeit des Eintrags). Dann scheinen sie immer nach Hause zu kommen. Vielleicht haben sie dann auch erst die richtige Muße, um ausgiebig zu diskutieren. Und sich in meine Träume zu drängen.
Mitten in meinen wohlverdienten Schlaf hinein tönt es dann von der Rückseite des zwei Häuser entfernten Studentenbuden-Hauses durch die Gärten über den Balkon in mein Schlafzimmer.
Sie: Du hattest die ganze Zeit nur Augen für sie.
Er: Ich habe ihr gegenüber gesessen und mich mit ihr unterhalten. Wo sollte ich denn da hingucken?
Sie (lauter): Aber du hast mich übrhaupt nicht mehr beachtet.
Er: Jetzt fang doch nicht wieder damit an...
Sie (noch lauter): Was heißt hier wieder? Immer wenn wir weggehen...
Er: Nicht wieder diese Leier!
Sie (so laut, dass die Stimme ins Hysterische kippt): Ich wusste es, du liebst mich nicht mehr!
Jaja, wird manch einer jetzt sagen, dass kann doch ganz unterhaltsam sein, so eine Hörfunk-Reality-Show-Soap. Aber nicht mehr im dritten Jahr... Mittlerweile schlafe ich mit geschlossenen Fenstern, notfalls Kissen überm Kopf und höre sie trotzdem immer noch. Im ersten Jahr habe ich mich auf den Balkon gestellt und ihnen zugerufen, sie sollten wenigstens das Fenster schließen. Im zweiten Jahr war ich geneigt, auf ihr "Ich gehe jetzt, für immer" - ihr ein "Ja bitte, aber sofort!" quer über die Gärten mitzuschicken.
Aber zu einer Erkenntnis hat es mich gebracht. Als Paar-Therapeutin eigne ich mich nicht. Wenn sie auf mich hören würden, dann wären sie schon längst getrennt. Nicht nur den Winter mit den geschlossenen Fenstern über.
RosasWelt - 3. Aug, 03:30
Manche Menschen behaupten, sie träumen in Schwarz-Weiß. Andere in Farbe. Ich träume in Quadratmetern.
Wohnungssuche ist toll. Solange man keine Wohnung sucht. Immer schon lese ich gerne Wohnungsanzeigen. Stelle mir vor, wie wohl das fünf Zimmer große, freihstehende Einfamilienhäuschen mit gerade mal 90 Quadratmetern aufgeteilt sein soll. Und ob "verkehrsgünstig gelegen" nun heißt, da werden Nachmieter für das kleine Appartement auf der Verkehrsinsel des Hauptknotenpunkts sämtlicher Bus- und Straßenbahnlinien gesucht. Oder ob "mit wundervoller Aussicht auf den Rhein" bedeutet, dass man ihn alle paar Jahre im eigenen Wohnzimmer begrüßen kann. So weit, so schön.
Aber nicht, wenn man sich entschlossen hat, die eigenen Mandeln nicht noch einen Winter lang den zügigen Fenstern des "niedlichen Altbaus mit Charme" auszusetzen. Und zusätzlich eine zweite Miete den Ölhändlern zu überweisen.
Und plötzlich macht das Stöbern im Immobilienteil überhaupt keinen Spaß mehr. Verkehrsgünstige Lage heißt dann nämlich, dass das Haus genau zwischen den Schienen der Straßenbahn auf der einen und denen des Regionalexpresses auf der anderen Seite liegt. Und man muss schon auf Verspätungen hoffen, um nicht zwischen beiden Schranken festzustecken. Und Maisonette bedeutet, mit einer irgendwie gemütlich-wirkenden Treppe in der Wohnung. Die leider so viel Platz einnimmt, dass ein Esstisch in der Wohnung keinen Platz mehr findet. Aber wir jungen Leute, wir essen doch eh immer im Stehen. Oder die Wohnung grenzt nahezu an perfekt. ("Im Keller sind keine Steckdosen, wegen des Wassers, sie wissen schon. Bewahren sie hier nur auf, was sie schnell wegtragen können. Aber seit 14 Jahren ist Vater Rhein schließlich jetzt schon im Bett geblieben, haha.") Aber ansonsten nahezu perfekt. Groß, hell, saniert, Doppelverglasung, neue Heizungsanlage. Aber leider ein Preis, der nicht das Wasser von Vater Rhein, sondern das der eigenen Tränendrüsen steigen lässt. "Äh, wir wollten kein Haus abzahlen, sondern eine Wohnung mieten...".
Das kommt aber fast aufs Gleiche hinaus. Wenn man in Bonn wohnt. Und wohnen bleiben will. Mal abgesehen davon, dass hier Wohnungen, die nicht schon irgendwie unter der Hand weggegangen sind, fast nur über Makler vermittelt werden. Denen ich für zwei Mal Tür auf- und zuschließen gleich zwei bis drei Monatsmieten auf den Tisch legen soll. Aber selbst wenn man dazu bereit ist. Hallo, dass hier ist - Entschuldigung Bonn und Beuel, ich lebe wirklich gerne hier, aber das muss doch mal gesagt werden - NUR die BUNDESSTADT. Ohne haupt. Und weit entfernt, glücklicherweise, vom Image einer Mega-Metropole. Und ich vergleiche mit günstigeren Preisen aus dem - Entschuldigung alte Heimat - Snobby-Düsseldorf.
Vor allem aber ist die "Familienfreundlichkeit", mit der sich Bonn rühmt, bei der Wohnungssuche ein echtes Manko. Denn 3- und 4-Zimmerwohnungen scheint man hier meistbietend zu versteigern. Und auch loszuwerden. Wir überlegen jetzt, ob wir uns auf zwei nette 2-Zimmerwohnungen aufteilen sollen. Möglichst nebeneinander. Ist günstiger. Und am Ende kommen noch mehr Quadratmeter raus. Alles Träume.
RosasWelt - 23. Jul, 15:34
So muss es sich anfühlen, wenn man über einen roten Teppich stolziert. Hoch erhobenen Hauptes schreitet man voran. Alle Blicke sind auf die eigene Person gerichtet. Kurz ist man geneigt, dem ein oder anderen erwartungsvoll Schauenden huldvoll zuzuwinken. Aber man will ja niemanden falsche Hoffnungen machen. Autogramme werden auch nicht verteilt.
Stattdessen schreitet man also durch alle hindurchblickend an den Wartenden vorbei. Ein irgendwie erhabenes Gefühl. Jede kleine, kurze Bewegung bewirkt hektisches Treiben. Wird sie etwa, nein doch nicht hier, oder doch? Sichtbares Auftatmen, wenn man doch noch ein paar Schritte weitergeht, bis man zum nächsten kommt, der einen verheißungsvoll anlächelt. Hier, auf der Stelle, wenn nicht jetzt, wann dann?
Beim nächsten Mal sollte ich vielleicht vorher zum Friseur gehen. Oder zur Kosmetikerin. Wenn schon mal so viele gucken. Zumindest ziehe ich dann nicht mehr die Gammeljeans an, sondern ein wehendes Sommerkleidchen.
Das nächste Mal, an einem Samstag Mittag auf dem Parkplatz von Ikea. Wenn sie alle gebannt darauf warten, in welches Auto ich wohl einsteige, welcher Parkplatz jetzt wohl frei wird. Dann fühlt man sich plötzlich für wenige Sekunden wie Germanys next Top-IchmachdirPlatz-Mensch.
RosasWelt - 16. Jul, 10:28
Schneller Blick auf die Uhr, ja noch genügend Zeit, vielleicht muss er ja heute wieder Überstunden machen? Für einen Beitrag wird es auf jeden Fall reichen. Also schnell in die Tasten hauen.
Das hab ich nun davon, dass ich jahrelang ganz unterschwellig meine Vorstellungen von Wohnungseinrichtungen und Computer darin integrieren in den Kopf meines Mannes habe fließen lassen. Jetzt glaubt er, es wären seine Vorstellungen/Ideen/Wünsche!
Nicht, dass ich das grundsätzlich nicht völlig okay finde und das irgendwie auch so beabsichtigt war. Aber das habe ich jetzt davon. Einen überall-dabei-sein-können-Klapprechner, den man in jede Ecke mit hinnehmen kann. Super. Kein fester Platz mehr, nicht unbedingt ein großes Arbeitszimmer notwendig. Super.
Das Problem ist nur: Männer und ihr neues Spielzeug. Tagelang das gleiche Spiel. Ich komme abends nach Hause, Mann sitzt am Computer. Muss ja schließlich alles einrichten, ausrichten, übertragen. Quasi das neue Heim schön einrichten. Währenddessen darf ich im Ikea-Katalog blättern und überlegen, welche Idee ich ihm als nächstes als die seine verkaufen könnte. Nun gut, er sitzt jetzt neben mir, wenn er "mal eben was am Computer machen" muss. Aber immer so lange, bis ich definitiv eingeschlafen bin.
Also, wenn ihr auf den nächsten Blog-Eintrag wieder länger warten müsst... er dekoriert halt noch. Aber bald darf ich bestimmt auch mal ran!
RosasWelt - 11. Jul, 17:54
Es wird Zeit. Eigentlich bin ich ja ein Verfechter von langen Ferien. Aber der Entzug ist schon zu groß. Und endet in HandFußgreiflichkeiten. Das kann so nicht weiter gehen. Manchmal wünscht man sich Dinge, die man selber nicht für möglich gehalten hätte. Aber ich bin lernfähig. Und ich wünsche mir, dass die fußballfreie Zeit bald ein Ende hat.
Rein äußerlich hat er sich gut gehalten, mein Ehemann. Er ist aktiv, hat viel zu tun. Aber unterbewusst. Da brodelt es. Zur Beruhigung geht er hin und wieder am Kühlschrank vorbei. Nein, nicht deswegen. Da hängen sie. Die Karten, die Erlösung versprechen. 21. Juli, Ligapokal in Düsseldorf. Ich suche täglich nach den Kerben auf dem Kühlschrank oder vielleicht auf dem Monitorrahmen, mit denen er die Wartezeit abhakt. Aber er ist tapfer. Schluckt den Schmerz. Und lässt ihn dann nachts raus.
Der Entzug treibt ihn soweit, dass der Mann, der sonst wie ein Stein schläft; der behauptet, so gut wie nie zu träumen und auch gewaltigste Naturkräfte verpennt, sich plötzlich nervös auf der neuen Matratze hin und her rollt. Das kann ja nicht gut sein für die Unterlage. Aber er trainiert. Ich weiß nicht, ob er im Traum nur Ribbery anscheucht oder selber mit Luca Toni über den Platz hechtet. Ich weiß aber, dass er wohl ein Trainingsspiel gegen Werder Bremen absolviert hat. Und ich war scheinbar Torsten Frings. Nur so kann ich mir erklären, warum der Fußballer, das unbekannte Wesen neben mir, mitten in der Nacht mir voll vors Schienbein getreten hat.
Foul! Foul!
Jetzt überlege ich ernsthaft, was wirkungsvoller ist, um die restlichen fußballfreien Wochen unversehrt zu überstehen. Doping durch Beruhigungsmittel? Oder doch lieber Football-Protektoren statt Pyjama?
RosasWelt - 4. Jul, 12:27
Bonn ist nicht Berlin. Soviel ist klar. Will es auch gar nicht sein. Aber beim Thema Baustellen, da kann die kleine Bundesstadt mit der großen Bundeshauptstadt schon mithalten. Proportional gesehen zumindest.
Jeden Tag eine neue Überraschung. Huch, Brücke rechts gesperrt. Nächsten Tag, huch Brücke links gesperrt. Noch ein paar Tage darauf: Huch, Treppenaufgang zu Brücke links existiert gar nicht mehr.
Das stellt Zugezogene wie mich natürlich vor Rätsel. Schnitzeljagd für Immis, quasi. Welche Straße lernen wir heute mal kennen? Aber beruhigend ist ja: Auch Alt-Bonner sind von soviel umgesetzter Planungsbereitschaft ihrer Verwaltung schon mal überfordert. Et kütt, wie et kütt, denken die meisten. Aber dass et dann wirklich kütt, das können sie dann doch kaum glauben. Und dann fehlen sogar dem Rheinländer mal die Worte.
Wie dem Straßenbahnfahrer der Linie 62 von Beuel Richtung Hbf und weiter. Plötzlich ist links abbiegen nämlich nicht mehr möglich. Hat er nur vergessen den Fahrgästen zu sagen. Also schnell eine spontan-improvisierte Durchsage: "Wegen ner Baustelle geht et jetzt nich durch die Thomas-Mann-Straße zum Hauptbahnhof". Soweit hatten wir verstanden. Dann der Hinweis: "Wir fahren jetzt in 'en Keller".
Ratlose Gesichter. Massenausstiegswelle am Stadthaus. Bloß raus, bevor wir im Keller landen. Wo immer das auch ist. Sture Sitzenbleiber wie ich haben es gesehen. Der Keller ist der Bauch des Hauptbahnhofs. In anderen Städten auch U-Bahnhof genannt. Da fährt die Bahn jetzt ein paar Wochen/Monate hin. Bis dahin will der Straßenbahnfahrer das mit der Durchsage noch mal üben, hat sein Kollege versprochen. Nachdem er die irritierte ältere Dame neben mir doch noch beruhigen konnte, dass der Keller durchaus durch leicht zu findende Aufgänge mit dem Tageslicht verbunden ist.
RosasWelt - 23. Jun, 18:10