Sonntag, 9. Juli 2006

Abschied

Es ist Zeit, Abschied zu nehmen. Die WM nähert sich ihrem Ende. Schön wars, aber jetzt ist ja auch gut. Und gefeiert haben wir, als wären wir Weltmeister.

Aber alle schönen Dinge haben mal ein Ende. Metzelder wird sich wieder rasieren (hoffe ich für ihn), Meyer-Vorfelder verschwindet für eine gewisse Zeit wieder vom Bildschirm (Danke!), Xavier Naidoo jammert die Jungs nicht mehr zur Niederlage und Olli geht.

Das wäre doch der richtige Zeitpunkt für einen radikalen Schnitt, Herr Kahn. Ich meine, Sie müssen jetzt doch nicht mehr mit der Zahnbürste durch die Stadt, Verena ist doch nun die Ihre, da können sie das gute, alte Erinnerungsstück, mit dem Sie gestern schon wieder das Stadion betreten haben, eigentlich abgeben, oder? Ich gönne jedem seinen Geschmack, aber dieser häßliche beige-braune Kulturbeutel gehört meiner Meinung nach vielleicht ins Deutsche Sportmuseum, aber auf keinen Fall mehr unter den Arm dieses Torhüters.

Und falls sich jemand findet, wo mir hilft...wir sammeln auch für den Titan sein neuen Kulturbeutel, gell?

Samstag, 8. Juli 2006

R.E.T.T.U.N.G.

Jede Frau sollte stille Leidenschaften haben. Zum Beispiel das Kino (gibt es einen Ort, an dem man stiller sein sollte? Ich mein, hier hält sogar Rosa ihre Klappe). Und irgendwie habe ich beim Bloggen festgestellt, dass ich mittlerweile schon einen ziemlichen Film-Hau habe.

Gut, der eine Grund ist, dass ich mit einem wandelnden Film-Lexikon zusammen lebe. (Als wir uns kennengelernt haben, traute ich mich nicht mit ihm Essen zu gehen, aus möglicher Scham er würde bei jedem Kellner à la Marx Brothers "und zwei ganz weiche Eier" dazu bestellen).

Aber die eigentliche Ursache für die stille Leidenschaft liegt viel tiefer. In der Kindheit. Kurzum: Meine Schwester ist schuld! Mit ihr habe ich meine Jugend in Kinosälen, in einem Käfer und einem Opel vor einer Leinwand verbracht. (Ein Tipp an alle besorgten Eltern: Es gibt keine bessere Gouvernante als eine zehn bis 14 Jahre jüngere Schwester. Bevor die da vorne im Auto überhaupt ans Küssen denken können, kräht hinten auf den billigen Sitzen jemand: Ey, ich kann nix sehen. Geht ma' weiter auseinander!)

Ich war noch keine sieben, da kannte ich alle Bud Spencer und Terence Hill-Filme sowie natürlich jeden Streifen mit Louis de Funes. (Zudem habe ich in dieser Zeit gelernt, ohne rot zu werden bei meinem Alter zu flunkern. Okay, damals habe ich drauf gelegt, aber das funktioniert auch umgekehrt.)

Wirklich traumatisch aber war die allererste Kinoerfahrung: der Vorfilm zum Dschungelbuch. Bis heute bin ich davon überzeugt, dass dieser Film mein Verhältnis zur Kirche getrübt hat. Da musste ein armer, armer Junge im Nahen Osten sein Ein-und-Alles, seinen Esel, an die schwangere Maria verkaufen, damit seine Familie überhaupt etwas zu essen hatte. "Warum kann die Frau nicht laufen?", habe ich meine Schwester verzweifelt gefragt. Und das Kino zusammengeheult. Das kleine sich ankündigende Jesuskind war mir ehrlich gesagt schnurz-piep-egal und ich glaube ich trage es ihm bis heute nach, dass der kleine Junge einsam und ohne seinen besten Freund aufwachsen musste, weil der himmlische Nachwuchs für Marias Füße zu schwer wurde.

Dschungelbuch habe ich mir übrigens später noch einmal angeschaut, um zu wissen, worum es bei der Geschichte überhaupt geht.

Einige Zeit später stieß ich im Kino auf mein wirkliches Vorbild. Bianca, die Heldin von der Mäusepolizei. Noch heute singe ich mit Inbrunst - und natürlich mit Hand auf der Brust - die Hymne: "R.E.T.T.U.N.G. - Rettungshilfsvereinigung" (Habe vor kurzem die DVD geschenkt bekommen. Kann ich nur empfehlen: Mit Wencke Myhres "Jemand wartet schon auf dich" als Karaoke-Version zum Mitsingen).

Ich wollte auch durch die Welt fliegen, kleine Kinder retten und Diamanten finden. Gut, mit dem Fliegen das klappt schon. Aber kann sich jemand das Hochgefühl vorstellen, als ich 25 Jahre später das UN-Gebäude in New York tatsächlich betreten habe? Okay, ich musste nicht durch den Mäuseeingang, aber ansonsten war alles wie im Film.

Allerdings frage ich mich heute noch, was die so emanzipierte und engagierte Bianca mit Bernard wollte. Angehimmelt werden ist ja ganz nett, aber das allein ist doch nichts von Dauer, oder? Und da stellt sich mir gleich die nächste Frage: Was ist aus der taffen Maus eigentlich geworden? Hausmeistergattin im UN-Keller? Alleinerziehende Mutter mit Halbzeitjob bei der Mäusepolizei? Single-Frau mit verschmusten Haustieren? Katzenfutter?

Mittwoch, 5. Juli 2006

Der Tag danach

Heute morgen bin ich aufgewacht und habe kurz überlegt, ob ich es wohl nur geträumt habe. Aber die Nacht war viel zu kurz zum Träumen. Und der Kopf viel zu leer.

Dabei war alles so gut geplant. Freunde zu Gast bei der Welt, habe ich mir gedacht. Und das Halbfinale ganz international geplant. Public Viewing in einer spanischen Kneipe im belgischen Viertel von Köln auf einem japanischen Flachbildschirm. Und drei Italiener trauten sich auch in die Menge.

118 Minuten Bangen und Zittern, Singen und Klatschen, Anfeuern und Sich-Mut-machen ("uns Poldi macht dat schon"). Und der Wirt freute sich noch so über den guten Getränkeabsatz. Und dann von einer Sekunde auf die andere: Stille. Bewegungsstarre. Leere.

Der erste Gedanke: ...? Der zweite: Das Maskottchen-T-Shirt muss in die Wäsche. Kann es jetzt auch. Dann der Trotz: Allez les bleues! Go, Fi-Go, go! Völlig egal, nur schmeißt die Haarbändchen-Fraktion raus, die schon die Aussies völlig ungerecht aus dem Rennen geworfen hat. Hoffentlich werden die Italiener Vize-Weltmeister (ist doch auch ein schöner Titel).

Wenn ich gewusst hätte, dass das gestern Mittag mein vorerst letztes Eis gewesen wäre, ich hätte zwei Bällchen genommen!

Dienstag, 4. Juli 2006

Hauptsache gut kaschiert

Alles fing an, wie es immer beginnt - mit einer kleinen Bemerkung. Mann sagt etwas, ohne böse Absicht, Frau nimmt zur Kenntnis, schmollt und weiß nach Wochen noch den genauen Wortlaut. Und schmollt immer mal wieder.

Vor Jahren hat Rosa sich mal in einem klitzekleinen Artikel darüber ausgelassen, wie sie kleine Hinweise unauffällig in der Wohnung verstreut - abgezählte Kerzen, Kuchenrezepte, Adressen von Floristen - damit der Liebste doch bitte ihren Jubeltag wahrnimmt. Das hat er sich gemerkt (ich nehme alles zurück, es gibt aufmerksame Exemplare der Spezies Mann).

Das Problem ist nur, seit einigen Jahren, genauer gesagt seit der letzten 0, denkt er immer an den Geburtstag. Und zwar schon Wochen vorher. Und schmiedet Pläne, hat Ideen, macht Vorschläge. Während ich zu verdrängen versuche.

Nein, ich habe kein Problem mit der 33. Es ist keine schöne Zahl, aber irgendwann werde ich auch 36. Das sieht dann schöner aus, aber ich bin bereit mich zu gedulden. Ich will nur nicht feiern (und ein bisschen schmollen dürfen, weil man wochentags eh allein daheim herumhängt). Stattdessen habe ich überlegt, ich würde gerne in einem nicht weit entfernten Freizeitpark Achterbahn fahren, blöde Südstaatler-Kostüme anziehen und klebrige Zuckerwatte futtern. Und da fiel sie, die kleine, unheilvolle Bemerkung. "Bist du dafür nicht ein bisschen zu alt?"

Gestern dann das Interview von Supermodell Giselle Bündchen. Es würden sich immer weniger Männer für sie interessieren (wobei weniger ja relativ ist), klagte sie, und das läge wohl an ihrem Alter. Selbst mit einer Sonnenbrille könne sie nicht mehr verbergen, dass sie 25 sei. Gut, sie hat den Schuss nicht gehört und jemanden, der mit Leonardo diCaprio zusammen war, kann ich eh nicht ernst nehmen. Aber Menschen, die in ihrem Geburtsdatum einen 80er-Jahrgang stehen haben, dürfen meiner Meinung nach überhaupt nicht von "Alter" sprechen.

Nein, nein, ich habe wirklich kein Problem mit dem Älterwerden. Und eine klassische Midlife-Crisis bekommt man auch erst mit 35 - 40 Jahren (viel Spaß schon mal an alle meine Freunde oder die, die es dann noch sind). Ich bin vollkommen zufrieden mit meinem Alter.

Und dass ich mir gestern eine neue, breitere Sonnenbrille gekauft habe, ist reiner Zufall.

Donnerstag, 29. Juni 2006

Es ist over, the hedge

Es ist aus. Wir hatten nur wenig Zeit miteinander. Aber jetzt ist es definitiv vorbei. Ich habe ihn weggewischt, einfach aus meinem Leben herausgespült. Sein letzter Händedruck klebt an einer Handtuchrolle im Cinedom (für Fans: Damentoilette, 1. Obergeschoss). Tschüss, Bruce!

Aber fangen wir vorne an. Eine hungrige Meute kleiner Waldbewohner feierte gestern im Cinedom Deutschlandpremiere. Und Köln kreischte. Das Publikum unter 15 für Jeanette Biedermann (warum muss man sich so kleiden, wie man heißt? Sind Haarreifen für über 12-Jährige nicht laut Strafgesetzbuch verboten?), die äußerlich älteren Fans für Götz Otto (demnächst zu sehen bei Brit - Helga, 38: Ich will ein Kind von Götz Otto.) Naja, eine Unterschrift hat sie von ihm immerhin schon bekommen. Aber liebe Frauen, mal ganz ehrlich. Da kommt ein zwei-Meter-Mann mit dem Kreuz eines Ruderers, der überraschend witzig scheint und dessen Lächeln mit dem von Pierce Brosnan allemal mithalten kann, und ihr schreit ihn hysterisch an: "Götz Otto, komm zu mir!" Dann kommt er tatsächlich und sagt: "Wer so tapfer schreit, da muss man einfach kommen." Wie weit kann man sinken, dass einem das Mitleid eines Mannes, der wie ein Waschbär spricht, schon vollkommen reicht?

Nun gut. Hören konnte ich nach kurzer Zeit neben Helga eh nichts mehr, mir blieb nur mich zu entscheiden: Will ich für Willis am roten Teppich stehen bleiben und schäme mich dabei weiter für andere Leute, oder versinke ich im Boden. Da fuhr ER schon vor.

bruce_06-06-28

Vor meinem geistigen Auge sah ich Butch auf dem Motorrad, "steig auf, Cherie". Vor meinem reellen Auge sah ich einen netten, älteren Herrn im dunkelblauen Anzug, der routiniert nach meiner Hand griff und "How you're doing?" fragte. Okay, aus dem Blind Date mit einer Unbekannten würde nichts werden, soll er doch weiterhin Milla durch die Filmwelt kutschieren. Manchmal darf frau sich eben auch mit 32 viel zu jung fühlen.

Ich interessiere mich jetzt eher für Verne, die Schildkröte. Immerhin was Seriöses mit Eigenheim.

P.S.: Bruce, es gibt noch eine Chance. Sag' in deinem nächsten Film einfach mittendrin noch einmal das Wort "kuhscheliech", ich warte auf dein Zeichen!

Sonntag, 25. Juni 2006

Goletta!

Talent, Taktik, Treffsicherheit - seien wir doch mal ehrlich: Was Fußballer wirklich brauchen, um Tore zu schießen, sind Maskottchen. Aber was haben wir seit Goleo gelernt? Sie sollten gut angezogen sein!

Rosa ist fest entschlossen, der deutschen Elf zu helfen. Besser gesagt, sie hat es schon getan. Sie ist ein WM-Maskottchen. Und immer, wenn sie ihr T-Shirt trägt (und, na was für 'ne blöde Frage, natürlich trägt sie im Gegensatz zum komischen Löwen eine Hose), gewinnen die Deutschen. Also Jungs, schön rennen und Tore schießen, ich laufe weiterhin so für Euch durch die Welt:

11freundinnen

Donnerstag, 22. Juni 2006

Fußball-Poesie, ganz nüchtern

Aussies weiter, da finde ich keine eigenen Worte! Aber wozu gibt es Poesie-Automaten?

WM Begegnung Kroatien - Australien 2:2:

Kroatien - Australien:
Kroatien.
Kroatien. Australien.
Kroatien. Australien. Kroatien.
Kroatien. Australien. Kroatien. Australien.
Einstand.

Mittwoch, 21. Juni 2006

Rosarot

Als ich heute morgen aufgewacht bin, habe ich mir als erstes die Augen gerieben, sie gaaaaanz langsam geöffnet und glücklich festgestellt: Die Welt ist bunt.

Denn noch gestern war ich davon überzeugt, sie ist rot. Denn ganz Kölle war rot. Aber nicht nur rot, sondern selbstverständlich auch weiß. Gut, das sind Farben, die Köln das ganz Jahr über trägt. Aber Geißböcke treten dann doch nicht in solchen Horden auf. Denn die Engländer waren überall. Auf den Poller Wiesen zum Zelten (und zum Schwimmen im Rhein, netter Ausblick, wenn man dort momentan täglich im Stau steht), vor der Deutzer Leinwand (jetzt den Blick von der Severinsbrücke bitte nach rechts wenden), auf der Domplatte, im Hotel gegenüber vom Büro, selbst am Himmel flatterte ein rotes Banner hinter einem Flugzeug.

Und sagen wir mal - wenn ganz Kölle Durscht hat, dann nur deshalb, weil die Engländer den Großteil der zumindest alkoholischen Getränke verputzt hat. Zumindest den, den die kleinen blau-gelben Flecken in der Menge übrig gelassen haben. Das Wikinger bekanntlich ein gutes Fassungsvermögen für Spirituosen jeder Art haben, habe ja wohl nicht nur ich schon einmal auf einer Fähre zwischen Dänemark und Deutschland festgestellt. Und wer es noch nicht wusste, konnte es gestern beobachten.

Aber immerhin weiß ich jetzt, wie sich Engländer, Iren und Australier fühlen, wenn ihnen mal wieder ein Tourist völlig unvermittelt vors Auto springt, weil man auf der "falschen" Seite fährt. Meine Nacht endete damit, dass ich schon wieder rot sah (die Bremse wahrscheinlich auch). Aber der Engländer hatte glücklicherweise beschlossen, dass das Fässchen in seinem Arm zu wertvoll sei, um auf einer Kühlerhaube zu landen. Und ich stehe nun mal nicht auf Beckham. Soll er doch bei jemand anders zur Kühlerfigur werden.

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