Freitag, 2. Februar 2007

Alles nur Schein!

Sie war das Vorbild meiner Kindheit. Sie hatte alles, was ich haben wollte. Schließlich plante ich ihr Leben. Sie hatte eine schöne Wohnung (der Clou: ein Telefon aus einem Knickstrohhalm und einem Radiergummi, das sie in Händen halten konnte. Ich habe quasi das schnurlose Telefon erfunden!). Sie hatte ein Auto (in weiser Voraussicht für meine Vorlieben hat mein Bruder ein tretbares Gaspedal in die Lego-Spezialanfertigung eingebaut). Sie hatte eine Tierarztpraxis. Manchmal auch einen Job als Lehrerin. Oder sie arbeitete in einer Buchhandlung. Je nach Laune hatte sie ein oder zwei Kinder. Und einen Hund. Und ein Pferd. Und alle Zeit der Welt, um zu tun, was sie tun wollte. Und trotz erheblichen Schlafdefizits brauchte sie keine Augencreme. Barbie sah immer gut aus. Mein Stress bekam ihr.
Was meine Barbie allerdings nie hatte, war ein Mann. Zumindest keinen festen. Meine Freundinnen (Zwillinge) hatten alles mindestens doppelt. In ihrer Schublade stapelten sich die Männer. Das heißt, meine Barbie konnte sich zeitweilig einen aussuchen und ausleihen. Und wiederum zurückgeben, wenn sie seines überdrüssig wurde. Oder sie gerade andere Pläne verfolgte. Ich war schon immer praktisch veranlagt.
Aber nie, wirklich nie, hätte meine Barbie geheiratet. Vor allem nicht diesen aalglatten Ken, dessen Haare aussahen, als wären sie durch tonnenweise Gel fest betoniert worden. Mit seinem nicht vorhandenen Hintern, geschweige denn anderen wichtigen Körperteilen, und dem Zahncremelächeln eines Skilehrers. Bitte, das überzeugte ja nicht einmal eine Fünfjährige! Und dann diese Vorliebe zu rosa, die zumindest meine Barbie nicht teilte… Und seitdem mir meine Mutter erklärte, was schwul ist (Warum hat der Onkel keine Frau? Weil er lieber Männer mag. Geht das denn? Ja. Ach so.), war ich überzeugt dass die Kens in ihren komischen Anzügen und rosa Cabrios auch schwul seien. Was ich sehr praktisch fand, weil Barbie sie sich dann ohne schlechtes Gewissen als Freunde ausleihen und abends nach Hause schicken konnte.
Was sich Mattel nun dabei denkt, nach 46 unehelichen Jahren aus den engen Freunden Barbie und Ken ein Brautpaar zu machen (klar, sie denken an Verkaufszahlen, aber ich meine ideell – eine Scheinehe? Wird es wenigstens auch ein schwules Hochzeitspaar geben?), ist mir schleierhaft. Aber immerhin trägt Ken eine rosa Fliege und einen rosa Kummerbund zum Smoking. Ob Barbie als Scheidungsanwältin auch schon in Planung ist?

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