Montag, 29. Mai 2006

Tour de Toilette

Heutzutage muss ja jede Reise ein Motto haben. Bücherwürmer machen Litera-Touren, Rebenfreude gehen auf Weinlese, Feinschmecker machen eine Tour de Menu. Nichts ist unmöglich, solange die Reisebranche noch Ideen hat. Aber warum hat noch niemand den Markt der "Tour de toilette" entdeckt? Schließlich besucht doch jeder Mensch gut sechs bis acht Mal pro Tag eben diese Orte - behauptet zumindest die World Toilet Organization.

Mal abgesehen davon wäre das doch der ideale Weg, um mehr Männer in die Reisebüros zu locken (abgesehen von Stadion-Rundreisen). Und man sollte nicht glauben, so eine Reise wäre eine unschöne Erfahrung. Es gibt wahnsinniges zu sehen.

Steigen wir einfach mal in den Flieger und landen beispielsweise in New York. Jetzt geht es direkt ab nach Soho in die Bar 89 (89 Mercer Street). Ganz abgesehen von leckeren Cocktails und durchaus gutem Essen: Wenn man glaubt, in Manhattan völlig einsam zu sein (gibt es eine Stadt mit mehr Singles?) , ist die Toilette in der Bar 89 genau das richtige Örtchen um jemanden kennnzulernen. Vor den Unisex-Klos kommen Mann/Frau/sonstige Modebegriffe garantiert miteinander ins Gespräch - allein, weil es darum geht, wer wem den Vortritt lässt. Denn die Toilettenkabinen sind komplett aus Glas. Wie man trotzdem ohne Zuschauer nur kurz die Drinks entsorgt, wird hier nicht verraten. Nur so viel: Traut euch! Und wenn man dann schon wieder gemeinsam am Waschbecken steht, kann man auch gleich an der Bar noch ein, zwei Caipiroschkas miteinander trinken.

Aber Zeit zum Flirten bleibt auf unserer Tour de Toilette nicht, wir wollen schließlich was von der Welt sehen. Also, ab zum Flughafen, auf nach Hongkong. Hier erwartet die Reisegruppe (da ist ja generell immer einer dabei, der überall auf Toilette muss) einen locus necessitatis der dritten Art. Vorsicht: Wer wirklich muss, muss aufpassen, dass er es hier nicht vergisst!

Der Abort unserer Wahl ist allerdings nicht direkt in diesem ersten Haus Hongkongs, dem Peninsula Hotel (Salisbury Road, Kowloon) sondern in einer seiner Bars. Genauer gesagt im 28. Stock im Felix. Sehen, gesehen werden und flüssige Köstlichkeiten genießen funktioniert hier wunderbar, aber der Höhepunkt sind auch hier die Toiletten. Wobei ich aus eigener Erfahrung nur die Damentoilete schildern kann. Vor den wandhohen Fenstern im - wie gesagt 28. Stock - stehen direkt die Schminktischchen. Aber den Lippenstift lieber in der Handtasche lassen, beim Ausblick auf diese Skyline gibt es garantiert böse Flecken. Noch besser soll es auf der Herrentoilette sein, zumindest scheint es dem ein oder anderen ein besonderes Hochgefühl zu verleihen, direkt auf den Hafen und Skyline von Hongkong zu pin... urinieren. Denn hier stehen die Pissoirs unmittelbar vor den mehr als mannshohen Fenstern.

Gut, bleiben wir bei den Herren der Schöpfung und den 00 (das ist jetzt keine Anspielung!). Sie sollten für den ultimativen Abtritt noch einen weiteren Flug in Kauf nehmen, und zwar nach Neuseeland. Dort hat im vergangenen Winter das Sofitel Queenstown Hotel eröffnet. Und die Macher wussten, was Männer wollen (was nun auch nicht so schwer ist, aber anderes Thema). Und deshalb kreierten die Innenarchitekten und eine Fotografin(!) die Männertoilette als wahren "Hingucker". Hinter der sechs Meter langen Wand, an der die Pissoirs stehen, schauen nette Models im kleinen Schwarzen oder ähnlichen nettem Dress den Herren genau zu, was sie da tun. Gut, bei den Frauen handelt es sich um Starschnitt-große Fotos. Trotzdem frage ich mich, ob es Männer gibt, die freiwillig das Pissoir nutzen, bei dem sich die Dame bückt und eine Brille aufsetzt. Aber vielleicht hilft die Dekoration ja auch schlichtweg bei der Zielsicherheit einiger Herren.

P.S.: Gerade klamme Reisekasse? Für Toiletten-Fetischisten sei da ein Besuch im virtuellen Toilettenmuseum empfohlen.

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