Familientradition, die II.
Man könnte behaupten, die Frauen in meiner Familie spielen gern mit dem Feuer. Das ist aber irgendwie sehr platt, weil zu doof doppeldeutig. Aber: Sie spielen gerne mit dem Feuer. Genauer gesagt mit Kerzen. Ohne die brennenden Wachsfiguren geht bei uns überhaupt nichts. Und das meine ich diesmal wörtlich.
Keiner von uns Kindern (da musste auch mein Bruder mitmachen, ob er dran glaubte oder nicht) hat je ein Diktat geschrieben, über einer Mathearbeit gebrütet, eine Abi-Klausur geschrieben,eine Fahrprüfung gemacht, ein Vorstellungsgespräch überstanden, sich bei einem Chirurg unters Messers gelegt, ohne dass daheim auf dem Esszimmertisch die (entsprechend gesegnete) Kerze brannte. Ich habe nicht mal ohne Kerze Ja-Sagen können.
Das Problem ist allerdings, dass alle Frauen meiner Familie Hummeln im Hintern haben. Und Kerzen anzünden. Aber welche Prüfung oder Operation dauert nur ein paar Minuten? Und länger können wir es keinesfalls auf einem Platz ruhig aushalten, vor allem nicht, wenn wir auf etwas warten. Also rennen wir durch die Gegend, erledigen noch schnell wichtige Dinge, telefonieren, gießen Blumen, gehen noch mal zackig mit dem Hund Gassi. So, wie wir das uns von unserer Mutter abgeschaut haben.
Allerdings habe ich auch das dann sorgengeplagte Gesicht meines Vaters immer noch vor Augen. Nein, er hat sich keine Sorgen wegen der Fahrprüfungen, Klausuren oder Arzttermine gemacht. Oder zumindest wurden diese Sorgen immer überschattet von: "Brennt die Kerze noch? Ist jemand dabei? Steht die Wohnung vielleicht schon in Flammen?"
Zugegebenermaßen war und ist die Angst nichts ganz unbegründet. Er musste immerhin mal von der belgischen Grenze wieder umkehren wegen eines scheinbar vergessenen Bügeleisens. Das ist meiner Mutter wieder eingefallen. Die brennende Kerze aber musste jeweils durchgehend an sein - und wurde auch schon mal gern vergessen. Bis der erlösende Anruf kam: "Alles vorbei, ihr könnt sie aus machen." Der Esszimmertisch hat dabei durchaus seine Wunden davon getragen. Eine kleine dunkelbraune Stelle erinnert mich noch heute an eine Mathearbeit in der Oberstufe.
Deswegen darf ich zuhause keine Kerzen anmachen, solange ich die Hummeln im Hintern nicht unter Kontrolle habe. Außerdem ist mein Mann gewohnt, dass ich im Urlaub - während er Stadien angucken will - in fremde Kirchen gehe und dort Kerzen anzünde. Schon mal pro forma, im voraus quasi, das muss meist reichen. Heute gäbe es aber mal wieder Gelegenheit für eine Kerze. Und im Büro möchte ich dann doch weder den Feueralarm noch die Sprinkleranlage auslösen. Deshalb zünde ich sie heute virtuell an. Viel Glück, du-weißt-schon-wer!

Nachtrag: Die brennt natürlich auch für jeden anderen, der es heute gebrauchen kann. Also auch für dich, dich und dich: toi, toi, toi!
Keiner von uns Kindern (da musste auch mein Bruder mitmachen, ob er dran glaubte oder nicht) hat je ein Diktat geschrieben, über einer Mathearbeit gebrütet, eine Abi-Klausur geschrieben,eine Fahrprüfung gemacht, ein Vorstellungsgespräch überstanden, sich bei einem Chirurg unters Messers gelegt, ohne dass daheim auf dem Esszimmertisch die (entsprechend gesegnete) Kerze brannte. Ich habe nicht mal ohne Kerze Ja-Sagen können.
Das Problem ist allerdings, dass alle Frauen meiner Familie Hummeln im Hintern haben. Und Kerzen anzünden. Aber welche Prüfung oder Operation dauert nur ein paar Minuten? Und länger können wir es keinesfalls auf einem Platz ruhig aushalten, vor allem nicht, wenn wir auf etwas warten. Also rennen wir durch die Gegend, erledigen noch schnell wichtige Dinge, telefonieren, gießen Blumen, gehen noch mal zackig mit dem Hund Gassi. So, wie wir das uns von unserer Mutter abgeschaut haben.
Allerdings habe ich auch das dann sorgengeplagte Gesicht meines Vaters immer noch vor Augen. Nein, er hat sich keine Sorgen wegen der Fahrprüfungen, Klausuren oder Arzttermine gemacht. Oder zumindest wurden diese Sorgen immer überschattet von: "Brennt die Kerze noch? Ist jemand dabei? Steht die Wohnung vielleicht schon in Flammen?"
Zugegebenermaßen war und ist die Angst nichts ganz unbegründet. Er musste immerhin mal von der belgischen Grenze wieder umkehren wegen eines scheinbar vergessenen Bügeleisens. Das ist meiner Mutter wieder eingefallen. Die brennende Kerze aber musste jeweils durchgehend an sein - und wurde auch schon mal gern vergessen. Bis der erlösende Anruf kam: "Alles vorbei, ihr könnt sie aus machen." Der Esszimmertisch hat dabei durchaus seine Wunden davon getragen. Eine kleine dunkelbraune Stelle erinnert mich noch heute an eine Mathearbeit in der Oberstufe.
Deswegen darf ich zuhause keine Kerzen anmachen, solange ich die Hummeln im Hintern nicht unter Kontrolle habe. Außerdem ist mein Mann gewohnt, dass ich im Urlaub - während er Stadien angucken will - in fremde Kirchen gehe und dort Kerzen anzünde. Schon mal pro forma, im voraus quasi, das muss meist reichen. Heute gäbe es aber mal wieder Gelegenheit für eine Kerze. Und im Büro möchte ich dann doch weder den Feueralarm noch die Sprinkleranlage auslösen. Deshalb zünde ich sie heute virtuell an. Viel Glück, du-weißt-schon-wer!

Nachtrag: Die brennt natürlich auch für jeden anderen, der es heute gebrauchen kann. Also auch für dich, dich und dich: toi, toi, toi!
RosasWelt - 26. Apr, 07:17
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