Türchen Nr. 21
Es war ungefähr diese Uhrzeit, irgendwas vor 7 Uhr. Ich weiß nur, dass alle ganz aufgeschreckt zum Telefon liefen. Telefonklingeln mitten in der Nacht (und bei meiner Familie war alles vor 7 Uhr mitten in der Nacht) bedeutete eigentlich nie etwas gutes. Und deswegen standen mein Vater, meine Mutter und ich mit kleinen Augen, zerknitterten Gesichtern und nicht wirklich aufnahmefähig um das Telefon herum, an diesem 21. Dezember 1988. Wer letztendlich dran gegangen ist, weiß ich gar nicht mehr. Vermutlich mein Vater. Schlechte Nachrichten schluckte er früher immer am besten. Wenn ich mich recht erinnere, verschlug es ihm die Sprache. Und ich glaube, meine Mutter war doch schneller am Apparat. Und war überglücklich.
Kann das jetzt echt schon 18 Jahre her sein? Ich meine, so alt fühle ich mich noch gar nicht. Ich weiß noch ganz genau, wie ich diesen kleinen Knirps mit den dunklen Augen und den dunklen Haaren Stunden später in einem hessischen Krankenhaus bestaunt habe. Und nebenan ein nur unwesentlich älteres Mädchen als ich schrie, als ob sie abgestochen würde. Mein Kinderwunsch beschränkte sich daraufhin erst einmal auf das Tanten-Dasein. Was meine Eltern sehr beruhigte, Großelternwünsche konnten muss ja schließlich nicht das 15-jährige Nesthäkchen erfüllen. Ich glaube noch zu wissen, wie es sich anfüllte, als der Kleine den Tag nach seiner Taufe auf meinem Bauch verschlief (so lange still rum liegen schaffe ich heute nicht mehr). Ich weiß noch, dass sein erster Karnevalsauftritt als Turnvater Jahn war. Ich seh' noch, dass er stolz wie Bolle mit seiner großen Schultüte in die Schule ging. Und ganz unruhig wurde, weil sein Nachname mit W beginnt und alle anderen Kinder schon in Klassen aufgeteilt wurden, nur er noch warten musste. Ich weiß noch genau, wie er mich nach dem Besuch im Neandertalmuseum ausgequetscht hat. "Wenn wir mit den Affen verwandt sind, wo ist dann unser Fell?" Ich erinnere mich an Würfelspiele auf dem Balkon meiner zweiten Wohnung im vierten Stock. Zweimal musste er runter laufen, weil er zu schwungvoll gewürfelt hatte. Bei seiner Konfirmation musste ich mich fürs Foto zwei Stufen höher stellen, damit wir auf einer Höhe waren.
Jetzt ist er 18. Weihnachten fährt er die Familie nach Hause. 18 Jahre lang habe ich nie gesagt: Oh bist du groß geworden. Aber mal ehrlich: Boah, bin ich alt geworden.
Kann das jetzt echt schon 18 Jahre her sein? Ich meine, so alt fühle ich mich noch gar nicht. Ich weiß noch ganz genau, wie ich diesen kleinen Knirps mit den dunklen Augen und den dunklen Haaren Stunden später in einem hessischen Krankenhaus bestaunt habe. Und nebenan ein nur unwesentlich älteres Mädchen als ich schrie, als ob sie abgestochen würde. Mein Kinderwunsch beschränkte sich daraufhin erst einmal auf das Tanten-Dasein. Was meine Eltern sehr beruhigte, Großelternwünsche konnten muss ja schließlich nicht das 15-jährige Nesthäkchen erfüllen. Ich glaube noch zu wissen, wie es sich anfüllte, als der Kleine den Tag nach seiner Taufe auf meinem Bauch verschlief (so lange still rum liegen schaffe ich heute nicht mehr). Ich weiß noch, dass sein erster Karnevalsauftritt als Turnvater Jahn war. Ich seh' noch, dass er stolz wie Bolle mit seiner großen Schultüte in die Schule ging. Und ganz unruhig wurde, weil sein Nachname mit W beginnt und alle anderen Kinder schon in Klassen aufgeteilt wurden, nur er noch warten musste. Ich weiß noch genau, wie er mich nach dem Besuch im Neandertalmuseum ausgequetscht hat. "Wenn wir mit den Affen verwandt sind, wo ist dann unser Fell?" Ich erinnere mich an Würfelspiele auf dem Balkon meiner zweiten Wohnung im vierten Stock. Zweimal musste er runter laufen, weil er zu schwungvoll gewürfelt hatte. Bei seiner Konfirmation musste ich mich fürs Foto zwei Stufen höher stellen, damit wir auf einer Höhe waren.
Jetzt ist er 18. Weihnachten fährt er die Familie nach Hause. 18 Jahre lang habe ich nie gesagt: Oh bist du groß geworden. Aber mal ehrlich: Boah, bin ich alt geworden.
RosasWelt - 21. Dez, 07:00
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